Selbstmotivation beim Schreiben – wie findet man die?

Von der Idee bis zum fertigen Buch kann es ein sehr, sehr langer Weg sein. Da kann die Selbstmotivation beim Schreiben schnell mal flöten gehen. Wie aber können Sie sie beibehalten? Wie motivieren Sie sich genug, um an Ihrem Buch dranzubleiben?

Ganz ehrlich: Das zu beantworten ist nicht immer ganz leicht. Denn ein gutes Buch schüttelt man eben nicht einfach aus dem Handgelenk – es ist harte, lange Arbeit. Und jeder Mensch reagiert anders auf diese Aufgabe, auf den Druck und auf den eigenen Perfektionsanspruch. Ich stelle mir diese Frage jedenfalls selbst immer wieder, denn mir geht es nicht anders als Ihnen: mir geht die Motivation auch schon mal flöten.

Aber im Lauf der Jahre habe ich mich daran gewöhnt, dass sie von jetzt auf sofort verschwinden kann. Dass das Buch, das mich eben noch alles um mich herum vergessen und begeistert hat schreiben lassen, jetzt nur noch Fragezeichen, Müdigkeit, Ideenlosigkeit und Lustlosigkeit hervorruft.

Sie sind also wirklich nicht allein mit dieser Frage. Ich weiß aber heute, wie ich damit umgehen kann. Ich habe erheblich mehr Gelassenheit demgegenüber entwickelt, denn ich kenne mittlerweile viele Möglichkeiten, sich selbst genug zu motivieren, um am Buch dranzubleiben. Hier möchte ich Ihnen ein paar Tipps dazu geben.

  1. Fragen Sie sich immer wieder nach einigen der grundlegenden Dinge, die Ihnen die Selbstmotivation zurückbringen können:
    • Warum wollten Sie genau dieses Buch bzw. über genau dieses Thema schreiben?
    • Warum war es Ihnen so wichtig, genau dieses Buch genau jetzt zu schreiben?
    • Was hat Ihnen bislang am Planen und Schreiben Spaß gemacht?
    • Was soll Ihr Buch den Leser_innen bringen?
    • Was soll Ihnen das Buch bringen?
  2. Vereinfachen Sie sich das Schreiben, z. B. so:
    • Haben Sie Ihr Buch nicht sonderlich präzise vorbereitet, holen Sie dies nach. Eine gute Vorbereitung macht Ihnen jeden einzelnen Schritt wesentlich leichter. Ich habe Ihnen dafür eine Vorlage gratis zum Download bereitgestellt.
    • Strukturieren Sie Ihr Buch sehr klar und, wenn nötig, auch kleinteilig.
    • Sehen Sie nicht den schier unendlichen Haufen Arbeit, der noch vor Ihnen liegt, sondern konzentrieren Sie sich immer nur auf den nächsten kleinen Schritt.
    • Strukturieren Sie Ihre Schreibzeit so, dass Sie sich nicht jedesmal beim Schreiben verausgaben (s. a. Die 50-20-50-Methode).
    • Arbeiten Sie nicht um jeden Preis an Ihrem Text. Die Quälerei schlägt sich in Ihrem Text nieder und wird für die Leser_innen erkennbar sein. Verschieben Sie’s, frei nach Scarlett O’Hara, auf morgen.
    • Schreiben Sie Ihr Buch an einem eigenen Tisch, an dem Sie nichts anderes machen als das. Wenn das nicht geht, nehmen Sie z. B. den Küchentisch oder räumen Sie nach Ihrer anderen Arbeit Ihre Schreibtischoberfläche vollkommen leer. Ein leerer Tisch motiviert viel mehr als ein vollgerümpelter.
    • Nehmen Sie die Stelle, an der es hakt und an der Ihnen die Motivation verloren gegangen ist, und gehen Sie mit ihr spazieren. Spazieren zu gehen bringt Ihnen neue Ideen und damit auch einen neuen Motivationsschub.
    • Schreiben Sie einmal an einem anderen Ort. Das kann ein Café sein, eine Parkbank oder irgendein Ort, an dem Sie sonst vielleicht nicht schreiben würden, z. B. in einer öffentlich zugänglichen Industrieruine, an einem Brunnen, in der Bücherei, im Museum … Manchen hilft es, mal an einen besonders belebten Ort wie ein Bahnhofsgleis zu wechseln, andere brauchen totale Ruhe und setzen sich mit ihrem Notizbuch in eine Kirche. Wenn Sie können, fahren Sie ein paar Tage oder Wochen ganz weg.

       


    • Wechseln Sie das Material. Wenn Sie die ganze Zeit am Computer arbeiten, wechseln Sie mal zu Papier und Stift, zu Karteikarten, zu geschriebenen und gezeichneten Mindmaps, zum Whiteboard oder Flipchart. Das andere Material bringt Ihnen einen ganz neuen Blickwinkel und kann dadurch sehr motivierend wirken.
    • Schaffen Sie sich ein positives Schreibritual. Machen Sie sich die Schreibzeit so angenehm wie möglich. Setzen Sie sich bequem hin (warum nicht mal mit dem Laptop aufs Sofa, statt auf dem ungemütlichen Schreibtischstuhl?!), besorgen Sie sich sehr gutes Licht, lüften Sie richtig gut durch, ziehen Sie sich die schlabberige Strickjacke über, machen Sie sich einen schönen Tee, stellen Sie sich ein Duftschälchen auf oder meditieren Sie kurz, um einen klaren Kopf zu bekommen – was immer Ihnen das Schreiben verschönern kann, machen Sie es sich zur positiven Gewohnheit, um sich das Schreiben zu erleichtern.
  3. Kümmern Sie sich besonders gut um sich selbst, wenn Sie schreiben. Das Buchschreiben ist nicht nur harte Arbeit, es ist auch sehr viel mehr Arbeit als Sie sonst hätten. Mehr Arbeit benötigt mehr Kümmern:
    • Machen Sie genügend Pausen. Lassen Sie sich zur Not durch ein Tool an diese Pausen erinnern.
    • Füllen Sie diese Pausen mit etwas Schönem, einem guten Getränk, einem Kurzspaziergang, schnappen Sie frische Luft auf dem Balkon oder im Garten, meditieren Sie, machen Sie Yoga, malen oder basteln Sie etwas oder genießen Sie ganz bewusst etwas besonders Leckeres wie ein Stück frisch gebackenes Brot oder einen knackigen Apfel.
    • Setzen Sie sich ein kleines Schreibziel für diesen Tag und planen Sie schon im Vorhinein eine kleine Belohnung ein – einen Besuch in Ihrem Lieblingscafé, ein schönes Bad, einen Spaziergang, eine gemütliche Stunde mit einem Schmöker im Lesesessel, eine Massage … Machen Sie das so lange, bis Sie keine Motivationen mehr benötigen, weil es auch so wieder geht.
  4. Überprüfen Sie Ihre Denkweise. Wir neigen dazu, das Negative stärker zu bewerten und wichtiger zu nehmen als das Positive. Es erscheint uns so viel einfacher zu sagen: „Ich kann das nicht. Ich kriege nichts auf die Reihe.“ als sich mit etwas Positivem selbst zu motivieren. Zumal das Positive oft furchtbar albern klingt wie: „Ich bin ein Star! Ich schaffe das! Chakka!“ Dabei kann es durchaus genügen sich zu sagen: „Ich werde das Buch schreiben! Schritt für Schritt. Ja, es wird dauern, vielleicht länger als ich dachte, aber ich werde es schaffen!“
  5. Seien Sie nett zu sich selbst! Manche empfinden ihren Motivationsmangel als Totalversagen und schaffen es nicht, die Zweifel einzudämmen, die deshalb klammheimlich auch auf ihre anderen Lebensbereiche herüber kriechen. Seien Sie deshalb unbedingt nett zu sich selbst. Auch wenn bei anderen immer alles viel rosiger und einfacher aussieht: die kochen auch nur mit Wasser, schlagen dabei aber nur hübschen Schaum. Verlangen Sie nicht so furchtbar viel von sich, bleiben Sie realistisch, stoppen Sie Ihre negative Gedankenspirale, die Selbstbeschimpfung und die zunehmende Demotivation, indem Sie netter zu sich selbst sind, mehr Geduld mit sich selbst haben und der Perfektion einfach mal sagen, wo sie für heute bleiben kann.
  6. Holen Sie sich Unterstützung ins Boot. Sich alleine zu motivieren, kann manchmal aber auch zu viel Kraft kosten. Insbesondere, wenn Sie vielleicht krank sind oder schon beruflich und familiär stark eingespannt sind. Vielleicht kennen Sie noch jemanden in der gleichen Situation, dann tun Sie sich zusammen, setzen Sie sich gemeinsam ein kleines Ziel nach dem anderen und unterstützen Sie einander. Oder suchen Sie sich eine_n Berater_in, eine Schreibgruppe oder buchen Sie eine Zeitlang ein begleitendes professionelles Coaching. Sollte auf Dauer wirklich nichts helfen, beauftragen Sie eine_n Ghostwriter_in. Damit geben Sie Ihr Buch nicht aus der Hand, Sie sparen sich nur die Arbeit des Schreibens. Am Ende ist Ihr Buch immer noch Ihr Buch.
  7. Geben Sie nicht auf! Wenn Ihnen schon seit Monaten oder sogar Jahren die Motivation fehlt, um Ihr Buch zu schreiben, heißt das noch lange nicht, dass Sie das Buch endgültig vergessen sollten. Vielleicht wollten Sie ja immer nur zu viel auf einmal oder haben sich Ihre Expertise und Fähigkeiten nur kleingeredet. Dass Sie die Idee für das Buch schon so lange mit sich herumtragen, ist allein schon ein Zeichen dafür, dass die Idee nicht tot ist. Bleiben Sie dran, auch wenn es noch eine Weile länger dauert.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!