Wie originell muss eine Buchidee für ein Sachbuch sein?
Es gibt kaum ein Thema, über das noch kein Buch geschrieben wurde. Oft wurden sogar schon zig Bücher zu einem Thema geschrieben. Viele fragen sich deshalb, wie originell eine Buchidee sein muss, damit das Buch ein Erfolg werden kann.
Was kann ich denn dazu noch beitragen, das andere lesen möchten? Das fragen sich viele angehende Autor_innen angesichts der oft unüberschaubaren Anzahl von Büchern, die bereits zu ihrer Buchidee veröffentlicht wurden. Und schaut man genau hin, sind viele Bücher gar nicht so originell wie man es meinen könnte – und doch wurden sie veröffentlicht. Manche werden sogar trotzdem zu Bestsellern und zu großen Erfolgen für ihre Autor_innen.
Also, wie originell sollte eine Buchidee sein?
Sehen wir uns dazu einige Beispiele an.
„Darm mit Charme“ von Ärztin Giulia Enders ist ein Buch, das seit 5 Jahren beharrlich auf den Bestsellerlisten steht. Es ist ein Taschenbuch, in dem die Autorin ein für die meisten eher unappetitliches Thema auf frische Weise und mit ein wenig Humor neu aufbereitet hat. Sie hat aus einem eigentlich trockenen, medizinischen Fachthema ein massentaugliches, leicht verständliches Thema gemacht, das selbst jene anspricht, die das Thema bislang weiträumig umfahren haben. Und weil sie es umfahren haben, lernen sie in diesem Buch viel Neues über ihren Körper, den sie bislang schon gut zu kennen glaubten.
„Das geheime Leben der Bäume“ von Förster Peter Wohlleben ist mal kein Bestimmungs- oder Gartenbuch und kein opulenter Bildband. Stattdessen hat der Autor ein Thema gewählt, das bislang von vielen in die esoterische, Bäume-Umarmen-„Spinner“-Ecke gestellt wurde: dass Bäume kommunizieren können und sogar Gefühle haben. Doch hat er das Thema sehr sachlich und leicht verständlich aufgearbeitet, mit glaubwürdiger Fachkenntnis eines Praktikers, sodass selbst Skeptiker_innen sich dem Thema gegenüber aufgeschlossen zeigen. Auch dieses Buch hält sich nun schon einige Jahre auf allen Bestsellerlisten.
„Intervallfasten“, „Ketogene Ernährung“, „Low Carb“ – Ernährung und Diät scheinen für Verlage Goldgrubenthemen zu sein, wenn man sich anschaut, wie viele Bücher es zu diesem Thema gibt. Abgesehen davon, dass das Thema Diät durch sogenannte „Frauenzeitschriften“ seit Jahrzehnten künstlich wach gehalten wird, sind solche Bücher aber auch oft trendabhängig. Momentan sind Intervallfasten, Low Carb & Co. der letzte Schrei, in ein paar Monaten wird es irgendetwas anderes sein. Doch was unterscheidet diese Bücher voneinander, wenn die meisten eigentlich mehr oder weniger dasselbe sagen? Sie wenden sich an unterschiedliche Zielgruppen und bereiten das Thema dementsprechend auf. Oder sie suchen sich Nischen wie Intervallfasten „im Büro“ oder Low Carb „für Sportler_innen“.
„Wirtschaft“ ist auch ein Thema, das offenbar noch nicht genug erklärt wurde. Die Grundzüge, wie Wirtschaft funktioniert, sind hinlänglich bekannt. Und doch gibt es Bücher mit Titeln wie „Wirtschaft verstehen“, „Wirtschaft wirklich verstehen“, „Wirtschaft für Dummies“, „die tagesschau erklärt die Wirtschaft“, „Kernfragen Wirtschaft“ und unzählige mehr. Auch hier ist es immer wieder das gleiche Grundthema (Was ist Wirtschaft, und wie funktioniert sie?), nur sehr unterschiedlich für verschiedene Zielgruppen aufbereitet.
Irgendetwas an Ihrem Buch sollte originell oder anders sein
Dies sind nur ein paar Beispiele dafür, wie Sie ein ansich gar nicht so originelles Thema originell aufbereiten können. Das heißt also, dass eine Buchidee ansich gar nicht so originell sein muss – nur Ihr Buch sollte einen originellen, neuen Touch haben und sich von den anderen, die bisher erschienen sind, absetzen.
Haben Sie nun ein Thema, das auf dem Buchmarkt bereits vollständig abgedeckt zu sein scheint, und möchten Sie dennoch ein Buch dazu schreiben, dann überlegen Sie, was Sie anders tun können als all die anderen, z. B.:
- einen anderen Ansatz wählen,
- einen neuen Blickwinkel wählen (z. B. im Rahmen eines neuen Trends),
- auf alte Fragen neue Antworten geben,
- eine andere Schlussfolgerung ziehen,
- aktualisierte Daten und Fakten einbringen,
- ein anderes Genre wählen, bspw. statt eines erzählenden Sachbuchs einen Ratgeber oder statt eines Fachbuchs ein populärwissenschaftliches Sachbuch,
- eine neue Zielgruppe oder Nische wählen,
- oder eine Kombination aus mehreren dieser Punkte.
Sind Sie sich nicht sicher, ob an Ihrer Buchidee wirklich irgendetwas originell ist, dann fragen Sie Ihre Zielgruppe. Wählen Sie sich einige potenzielle Leser_innen aus und befragen Sie sie. Machen Sie es sich aber nicht zu leicht – fragen Sie auch jene, von denen Sie ziemlich sicher eine kritische Antwort bekommen werden. So eine Antwort muss nicht bedeuten, dass Sie Ihre Idee dann an den Nagel hängen sollten. Doch sie kann Ihnen dabei helfen, Schwachstellen an Ihrer Idee zu finden und diese frühzeitig zu beseitigen. Nutzen Sie das Feedback, das Sie dabei bekommen, also konstruktiv, nicht destruktiv. Und denken Sie daran: Nicht die Buchidee selbst muss originell sein – das Buch sollte aber irgendetwas neues oder anderes an sich haben.
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