Wie und warum Sie Ihre Materialien unbedingt vor dem Buchschreiben ordnen sollten
Sie haben für Ihr Sachbuch jede Menge Materialien gesammelt – Ideen, Dokumente, Bilder, Zitate, Artikel, Dateien. Wie und warum sollten Sie sie unbedingt ordnen, bevor Sie mit dem Buchschreiben beginnen?
1. Sammeln Sie die Materialien an einem einzigen Ort
Wir sammeln die Materialien, die wir für ein Buch brauchen, meist an verschiedenen Orten: im Tagesplaner, in der Aktentasche, in der Sprachapp, in der Notizenapp, im Büro auf dem Schreibtisch, zu Hause im Flur, auf dem Nachttisch, in den diversen Jackentaschen … Bei dieser Methode verlieren Sie allerdings rasend schnell den Überblick. Manche Dokumente haben Sie zehnfach, andere verschwinden auf unerklärliche Weise und finden sich frühestens wieder, wenn Sie einmal umziehen müssen, das Buch aber längst veröffentlicht ist.
Machen Sie es sich deshalb zur Regel, Ihre Materialien vollständig an einem einzigen Ort zu sammeln. Arbeiten Sie analog, machen Sie es sich zur täglichen Gewohnheit, all Ihre Audiodateien aus der Sprachapp zu verschriftlichen, Downloads auszudrucken und beides zusammen mit allen anderen Dokumenten, Briefen, Bildern/Grafiken aus all den Ecken, an denen Sie sie abgelegt haben, noch ungeordnet in eine Kiste zu legen. Wählen Sie dafür nicht einfach irgendeinen x-beliebigen Karton von der letzten Onlinebestellung. Besorgen oder gestalten Sie sich besser eine schöne Kiste, deren Anblick Ihnen täglich Freude bereitet und Lust aufs Weitersammeln macht. Das suggeriert Ihrem Unterbewusstsein, dass das Buchschreiben wichtig und schön zugleich ist. Das klingt vielleicht banal, kann aber sehr hilfreich sein.
Arbeiten Sie am liebsten digital, dann scannen Sie alle analogen Dokumente ein und laden Sie täglich alle Schrift- und Audio-Dateien, Bilder und Scans auf den Rechner. Legen Sie sich hierfür erst einmal nur einen einzigen Ordner dafür an.
Profitipp 1:
Geben Sie jeder einzelnen Datei sofort nach Up- oder Download einen aussagekräftigen Namen. „Scan 243“ nützt Ihnen später wenig. „CIO-2019-12-Arbeitswelt-Agilitaet“ hingegen, sagt Ihnen auf einen Blick, dass es sich hier um einen Artikel aus der Zeitschrift CIO, Ausgabe 12/2019, zum Thema Agilität in der Arbeitswelt handelt.
Profitipp 2:
Sichern Sie Ihre Dateien außerdem täglich auf einer externen Festplatte oder in einer sicheren Cloud. Der Gedanke „Ach, das mache ich am Wochenende“ führt häufig dazu, dass Sie es doch erst zwölf oder zwanzig Wochenenden später machen. Und das kann, leider sehr viel schneller als Sie glauben, dazu führen, dass ein Festplattencrash oder Virus am Freitagabend viele dieser wichtigen Dateien zerstört oder unzugänglich macht.
2. Sammeln Sie die Materialien zunächst ungeordnet
Werfen Sie alles Material für Ihr Sachbuch erst einmal ungeordnet in einen Karton oder Ordner. Würden Sie die Materialien jetzt schon nach Themen ordnen, dann mag das auf ersten Blick ganz sinnvoll erscheinen. Aber in Wirklichkeit schränken Sie damit schon viel zu früh Ihren Ideenfluss ein. Und das kann dafür sorgen, dass Ihr Geist sich Neuem, Anderem, Überraschendem, Interessantem und Kuriosem verschließt, das Ihr Buch aber sehr bereichern könnte. Sie schränken sich und Ihr Buch dadurch viel zu früh und viel zu sehr ein. Denn Sie werden nur noch ganz gezielt nach Materialien Ausschau halten, die lediglich das, was Sie jetzt schon festgelegt haben, untermauern. Denn wir neigen dazu, uns dann stärker an anderen Büchern zu orientieren und uns (zu) wenig Raum für die eigene Kreativität, eigene Impulse und Gedankengänge zu geben. Eine lebendige Auseinandersetzung mit Ihrem Thema kann dabei so genauso wenig entstehen wie ein vielfältiges, interessantes Buch, das auch überraschende und neue Aspekte und Blickwinkel bereithält. Doch genau das wäre für ein Sachbuch wichtig, damit es am Ende erlebbar, begreifbar und nicht trocken und langweilig oder genau wie all die anderen wird.
3. Sortieren Sie die Materialien am Ende nach Inhalten
Ist der Zeitpunkt gekommen, da Sie mit den weiteren Schritten der Vorbereitung Ihres Sachbuchs beginnen wollen, kippen Sie die gesamte Kiste aus. Gehen Sie dann Blatt für Blatt durch, von dem ausgedruckten Artikel bis zur sprichwörtlichen Notiz auf der Serviette, und sortieren Sie nun alles.
Räumen Sie sich dafür einen großen Tisch oder den Fußboden frei und legen Sie Stapel an. Dabei sollten Sie Ihr Thema, die geplante Argumentation, Ihre Zielgruppe und deren Fragen und Bedürfnisse immer im Hinterkopf haben. Schreiben Sie sich über jeden Stapel einen Zettel mit dem derzeitigen Unterthema und fügen Sie dann weitere passende Dokumente hinzu.
Arbeiten Sie digital, schauen Sie sich jede einzelne Datei an und legen Sie sich für jedes Thema einen Unterordner mit aussagekräftigem Namen an, in den Sie die passenden Dateien verschieben. Spätestens jetzt werden Sie froh sein, wenn Sie den Profitipp 1 beherzigt haben.
Am Ende werden Ihnen die Themenzettel über den Stapeln bzw. die Unterordner schon eine erste Struktur anzeigen, die Sie anschließend nach Bedarf ausbauen und verfeinern und entsprechend, wenn nötig, noch gezielt Materialien sammeln können.
Legen Sie die gedruckten und handschriftlichen Materialien schließlich nach Thema geordnet in Folien, Umschlägen, Ringordnern oder kleineren Kisten ab. Beschriften Sie diese gut lesbar, damit Sie beim Schreiben immer schnell Zugriff darauf haben.
4. Legen Sie sich eine Liste der Materialien an
Dies ist einer der wichtigsten Schritte für Ihre Materialiensammlung, den Sie spätestens in dem Moment zu schätzen wissen werden, wenn Sie mit dem Buchschreiben begonnen haben: Legen Sie sich eine Liste der nach Themen geordneten Materialien an.
Diese Liste sollte enthalten, wie das jeweilige Dokument heißt, welchem Thema Sie es aktuell zugeordnet haben, aus exakt welcher Quelle es kommt und was es beinhaltet oder zeigt. Außerdem sollten Sie die wichtigsten Stichpunkte hinzufügen, anhand derer Sie es beim Buchschreiben schnell wiederfinden können, falls Sie es für eine Argumentation benötigen. Und zuletzt sollte der genaue Ort dort stehen, an dem sich dieses Dokument jetzt befindet: entweder der Unterordner oder der Schuber/die Klarsichthülle/das Trennblatt im Ringordner oder wie auch immer Sie alles am Ende untergebracht haben.
Haben Sie sämtliche Materialien geordnet, ersparen Sie sich beim Schreiben Ihres Buches enorm viele Nerven und mindestens ebenso viel Zeit, die Sie sonst mit der verzweifelten Suche nach genau diesem Zitat, diesem speziellen Artikel, dieser einen Grafik verbringen würden. Die Suche würde Sie außerdem völlig aus dem Schreibfluss bringen. Ist die Liste aber ausführlich geführt und ganz leicht zugänglich, sind es nur ein paar Klicks, die Sie benötigen, um das Gesuchte zu finden und dann sofort weiterschreiben zu können.
Nicht nur das: Durch den Überblick und die Klarheit, die Sie nun haben, werden Sie Ihre Argumentation und Ihren roten Faden beim Schreiben leichter vor Augen behalten und weniger abschweifen. Sie erkennen Lücken in Ihrer Argumentation, Beweiskette oder Erzählung frühzeitig. Und Sie können sehr viel beruhigter losschreiben, als wenn Sie nur eine diffuse, ungeordnete Masse an Materialien an allen möglichen Plätzen verstaut hätten.
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