Den inneren Schweinehund überwinden – mit der 5-Sekunden-Regel

Der innere Schweinehund ist für Menschen, die ein Buch schreiben wollen, eine der größten Hürden überhaupt. Wenn wir uns endlich an den Schreibtisch setzen sollen, dann fällt uns plötzlich sagenhaft viel ein – aber nicht zu unserem Sachbuch-Thema. Wie aber können Sie den inneren Schweinehund überwinden? Mit der 5-Sekunden-Regel.

Sie kennen das vielleicht: Sie wollten endlich mal das neue Kapitel beginnen oder das alte beenden, aber dann fällt Ihnen ein, dass Sie schon lange nicht mehr Sport gemacht/die Fenster geputzt/den Schreibtisch aufgeräumt haben. Oder Sie lungern auf Facebook herum, schreiben E-Mails, halten mit einer Kollegin ein Schwätzchen, gehen Kaffee holen oder starren auch manchmal einfach nur aus dem Fenster.

Warum zögern wir überhaupt, wenn wir schreiben wollen?

Und wenn Sie endlich wieder zu Ihrem Buch zurückkehren, ist oft die Zeit zu knapp. Da lohnt es sich gar nicht mehr, mit dem Schreiben anzufangen, weil ja gleich ein Kunde kommt oder Feierabend ist und wir noch einkaufen müssen.

Zu der Erleichterung, die wir verspüren, weil wir heute kein Wort schreiben mussten, kommt aber dummerweise automatisch das schlechte Gewissen hinzu, weil wir (schon wieder) kein Wort geschrieben haben.

An dieser Situation sind schon viele Autor_innen verzweifelt. Deshalb gibt es zahllose Tipps, sogar Bücher darüber, wie man diese innere Blockade wieder auflöst. Ich habe die meisten gelesen und fast alle Methoden ausprobiert. Mir hat nichts davon dauerhaft geholfen, und das hat einen guten Grund.

Denn ich habe nie verstanden, warum ich eigentlich urplötzlich zögere, mich an den Rechner zu setzen und drauflos zu schreiben. Manche Bücher sagten, es sei die Angst vor dem leeren Bildschirm. Andere sagten, es sei, weil ich das Buch eigentlich gar nicht wirklich schreiben wollte. Und wieder andere ergingen sich in esoterischen Begründungen. Doch nichts davon ergab für mich einen Sinn.

Ich hatte seit Bestehen meiner letzten (grauenhaften) Bodenkunde-Prüfung an der Universität nie wieder Angst vor einem leeren Blatt Papier oder Bildschirm. Ich habe auch noch nie ein Buch schreiben müssen, das ich gar nicht schreiben wollte. Schreiben ist das, was ich am besten kann und was ich am liebsten tue, auf der bewussten und allen unterbewussten Ebenen. Ich bin so glücklich, diesen Beruf ausüben zu dürfen. Und dennoch habe auch ich Zeiten, in denen ich einfach kein Wort ins Dokument getippt bekomme.

Dieser innere Schweinehund ist deshalb eine völlig unlogische Erscheinung für mich.

Wir haben 5 Sekunden Zeit, uns zu überwinden zu entscheiden

Und dann sah ich neulich ein Video der amerikanischen Juristin, Autorin und Speakerin Mel Robbins. Sie erklärte dort, wie sie ihren inneren Schweinehund mit der 5-Sekunden-Regel besiegt hat. Kurz zusammengefasst geht es dabei um Folgendes:

Wenn uns bewusst wird, dass wir als nächstes eine bestimmte Sache tun möchten oder müssen, beginnt unser Gehirn ganz automatisch zu erforschen, ob es triftige Gründe gibt, warum wir dies nicht tun sollten. Denn Gehirne sind seit Menschengedenken darauf programmiert, uns zu schützen und vor Dummheiten zu bewahren. Nicht, dass das immer funktionieren würde. Dazu muss man gar nicht nach Amerika blicken oder Nordkorea. Es reicht ein Blick in den soeben neu gewählten Bundestag. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Jedenfalls macht unser Gehirn im Zweifel das, was wir den inneren Schweinehund nennen: wenn uns der Gedanke zum Handeln kommt, warnt es uns, hält uns zurück und forscht fieberhaft nach möglichen Gefahren.

Der Clou dabei ist, dass der innere Schweinehund immer ein paar Sekunden benötigt, um uns seine Forschungsergebnisse zu präsentieren.

 


 


Wer länger zögert, hat (vorerst) verloren

Mel Robbins stellte fest, dass wir innerhalb der ersten 5 Sekunden die allerbeste Chance haben, dem Schweinehund ein Schnippchen zu schlagen. Ab dem Augenblick, in dem wir denken: „So, jetzt muss ich wohl mal mit dem Schreiben anfangen“, haben wir fünf Sekunden Zeit, uns dafür zu entscheiden, genau das zu tun.

Nach diesen fünf Sekunden setzen die Warnungen des Schweinehunds ein: „Ich bin noch viel zu müde, das wird nicht gut gehen! Ich habe so gar keine Ideen, das ist Zeitverschwendung! Ich müsste dringend Fenster putzen, das könnte sonst Ärger geben!“

Fünf Sekunden.

Mit diesem Wissen werden Sie vielleicht nicht sofort perfekt und pünktlich mit dem Schreiben beginnen. Aber Sie können jetzt eine ganz bewusste und selbstbestimmte Entscheidung treffen: Werde ich aktiv oder gebe ich meinem Schweinehund nach? Denn Sie wissen, wenn Sie länger als fünf Sekunden warten, dann war’s das fürs Erste mit dem Buchschreiben.

Denken Sie also beim nächsten Zögern daran, dass die ersten fünf Sekunden entscheidend für Ihren Schreibfortschritt sind.

Countdown gegen den inneren Schweinehund

Mel Robbins schlägt vor, beim Gedanken „Ich sollte jetzt schreiben“ sofort rückwärts zu zählen wie beim Start einer Mondrakete: 5 … 4 … 3 … 2 … schreiben! Mir persönlich liegen Ultimaten nicht so sehr (von Text-Deadlines abgesehen); es genügt mir, zu wissen, dass ich fünf Sekunden Zeit habe, um in die Gänge zu kommen. Aber vielleicht hilft Ihnen ja der Countdown als zusätzliches Mittel, um Ihren inneren Schweinehund zu überwinden?

Eins noch: Es wird vielleicht noch öfter passieren, dass Sie dem Schweinehund nachgeben und herumlungern oder Fenster putzen, statt an Ihrem Buch zu schreiben. Tun Sie sich dann einen großen Gefallen und seien Sie nett zu sich selbst.

Wir neigen ja dazu, uns über uns selbst zu ärgern, weil wir das Schreiben (schon wieder) nicht auf die Reihe bekommen haben. Aber dieser Ärger ist kontraproduktiv. Denn je öfter wir uns in solchen Momenten über uns selbst ärgern, desto stärker verknüpft das Gehirn diese beiden Dinge miteinander: Schreiben bedeutet irgendwann automatisch Ärgern. Das geschieht selbst dann, wenn Sie furchtbar gerne schreiben und diese Verknüpfung deshalb gar keinen Sinn ergibt. Aber sie ist da, und sie manifestiert sich, bis Sie irgendwann den Wunsch, Ihr Buch zu schreiben, immer weiter aufschieben oder ganz aufgeben.

Nicht ärgern und gut vorbereiten (mit Unterstützung meiner Gratis-Arbeitshilfe)

Besser ist es daher für Sie und für Ihr Buchprojekt, wenn Sie sich gar nicht erst ärgern. Akzeptieren Sie den aktuellen Schweinehund, ohne ihn negativ zu bewerten, und nehmen Sie sich vor, beim nächsten Mal die 5-Sekunden-Regel wieder anzuwenden. Das allein bringt Sie in eine positive(re) Stimmung dem Schreiben gegenüber. Und die wird es Ihnen leichter machen, sich gleich innerhalb der ersten fünf Sekunden, mit oder ohne Countdown, FÜR das Schreiben zu entscheiden.

Übrigens, wenn Sie schon bei der Vorbereitung Ihres Sachbuches mit dem inneren Schweinehund zu kämpfen haben, dann kann Ihnen meine Arbeitshilfe „Startklar zum Schreiben!“ darüber hinweg helfen. Sie können sie hier kostenlos herunterladen.

 

 

Und wenn Sie mehr über die 5-Sekunden-Regel wissen möchten, schauen Sie sich das Video von Mel Robbins an (es ist allerdings auf Englisch und hat noch keine deutschen Untertitel).

 

 

 

1 Antwort
  1. Beatrix Hieber sagte:

    Genau deshalb, Frau Vogel, sitze ich um diese Zeit am Laptop… Gestern ein halber Tag Referat für Gründer zum Thema „Selbstvermarktung“, den Vormittag mit Schreibtisch aufräumen verbracht, statt ein Interview in ein Portrait umzumünzen oder neue Interviewtermine zu machen… Nach einer wegen schlechtem Gewissen schlaflosen Zeit im Bett wieder rausgeschlichen – und bei Xing (…) Ihr Posting entdeckt. Mal sehen, ob es beim nächsten Mal drohender Prokrastination mit Ihrem 5-Sekunden-Count down klappt. Bei mir kommt erschwerend noch ADHS hinzu…

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