Ein Sachbuch schreiben in sechs Wochen! … Geht das überhaupt?
Ein Sachbuch schreiben in sechs Wochen oder weniger? Also quasi über Nacht? Manche Angebote im Internet versprechen das. Aber kann man ein seriöses Sachbuch wirklich in so kurzer Zeit schreiben?
Möchten Sie nur ein ganz kurzes E-Book schreiben, ein Whitepaper oder einen Kurzratgeber, dann könnten Sie es tatsächlich in sechs Wochen schaffen. Doch das, was man gemeinhin unter einem Sachbuch versteht, hat ca. 200 bis 300 Buchseiten – und ist in der Regel wesentlich aufwendiger zu schreiben.
Ein seriöses Sachbuch zu schreiben bedeutet viel mehr
Aus diesem Grund kaschieren viele dieser sehr verlockenden Versprechen mal mehr, mal weniger geschickt, dass „ein Sachbuch schreiben“ längst nicht nur bedeutet, den Text mal eben herunterzutippen oder ins Diktiergerät zu sprechen. Ein seriöses Sachbuch zu schreiben beinhaltet immer auch:
- detaillierte Recherche,
- sorgfältige Planung und Vorbereitung,
- Aufbau einer sinnvollen Struktur,
- eventuelle Nachrecherche,
- gründliche strukturelle, inhaltliche und stilistische Überarbeitung,
- Erstellen eines Quellen-/Literaturverzeichnisses, falls nötig,
- Erstellen eines Glossars, falls nötig,
- Schreiben eines Vorworts und eventuell auch eines Nachworts,
- ein professionelles Lektorat und Korrektorat sowie
- das Planen und Schreiben von Klappen- und ggf. weiteren Marketingtexten.
All das verbirgt sich hinter den Worten „ein Sachbuch schreiben“! Soll Ihr Buch also für Ihre Zielgruppe lesbar, verständlich und nützlich sein, und soll es auch Ihrer Karriere oder Ihrem Unternehmen dienen, dann müssen Sie diese Arbeiten ebenfalls durchführen. In sechs oder weniger Wochen kann man in der Regel auf 200–300 Seiten nicht viel mehr als heiße und ziemlich unleserliche Luft produzieren.
Ein Buch druckreif diktieren? Nicht ohne Vor- und Nacharbeiten
Arbeiten wie die oben genannten schüttelt man also nicht mal eben aus dem Ärmel. Selbst dann nicht, wenn man den Buchtext in ein Diktiergerät spricht, wie es immer öfter geraten wird. Denn sofort druckreif schreiben oder sprechen zu wollen mag bei einer ganz kurzen Rede vielleicht noch funktionieren. Bei einem 200-seitigen Buch erscheint mir das viel zu weit hergeholt. Unbedingt druckreif schreiben zu wollen kann außerdem kontraproduktiv sein, wie ich hier erläutere. Nicht zuletzt benötigt auch das druckreife Diktieren jede Menge Vor- und Nacharbeit.
Sind Sie noch nicht so recht überzeugt, laden Sie sich gerne einmal meine Arbeitshilfe „Startklar zum Schreiben!“ herunter. Anhand dieser Schritte zur Vorbereitung Ihres Buches werden Sie schnell nachvollziehen können, dass Sie ein über 100-seitiges Buch nicht im Handumdrehen schreiben können. Erst recht nicht, solange nicht schon feststeht, wie viel Zeit Sie überhaupt neben Arbeit, Familie und Freizeit für das Schreiben erübrigen können.
Ein Rechenexempel
Nehmen wir aber einmal an, Sie hätten alle Zeit der Welt und eine sagenhafte Konzentrationsfähigkeit. Nehmen wir außerdem an, Sie hätten Ihren inneren Schweinehund so perfekt im Griff, um sich volle 40 Stunden pro Woche mit Ihrem Buch zu befassen. Dann müssten Sie das Schreiben der Buchseite und all die Arbeiten, die ich eben aufgezählt habe, in 45 bis 75 Minuten pro Buchseite schaffen, damit Sie in sechs Wochen fertig sind. Keine Chance!
Vielleicht haben Sie schon einmal an einem Text gearbeitet, um 9 Uhr begonnen und um 13 Uhr frustriert festgestellt, dass da ja immer noch nur ein kläglicher Satz oder Absatz steht oder dass alles, was Sie in diesen Stunden geschrieben haben, für die Tonne war. Wenn ja, dann ahnen Sie, dass sogar nur das Schreiben Ihres Buches in so kurzer Zeit gar nicht immer zu schaffen ist. Erst recht nicht, wenn Sie wenig oder gar keine Schreiberfahrung haben.
Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Buch!
Auch wenn ich es all den geplagten Buchautor_innen wünschen würde: es gibt keine geheimen Abkürzungen oder Sprungbretter, die Ihnen diese Arbeiten ersparen – es sei denn natürlich, Sie möchten sich gerne Ihren Ruf mit Ihrem Sachbuch ruinieren.
Nehmen Sie sich deshalb in jedem Fall Zeit für Ihr Buch. Ist es erst veröffentlicht und haben Sie erste Exemplare verkauft oder verschenkt, können Sie eventuelle Schludereien, Lücken und Oberflächlichkeiten nicht mehr zurücknehmen. Denken Sie es deshalb frühzeitig und gut durch, planen Sie es kleinteilig vor und erarbeiten Sie eine sinnvolle, engmaschige Struktur, an der Sie sich auch in schwierigen Zeiten Schritt für Schritt entlang hangeln können. Und schreiben Sie es schließlich sorgfältig und in angemessen klarer Sprache. Nur dann wird es Ihrer Zielgruppe und Ihrem Unternehmen nützen können. Und das ist ja das eigentliche Ziel.
Möchten Sie jetzt am liebsten sofort beginnen? Dann finden Sie hier ein paar Tipps für Ihre Organisation: „So schaffen Sie es Ihr Buch in diesem Jahr zu schreiben“.
NEUES IM MAGAZIN
- Sachbuch schreiben – In 3 Schritten zur richtigen Software
- Warum es manchmal gut ist, wenn Sie aus dem Schreibfluss kommen
- Wie und warum Sie Ihre Materialien vor dem Buchschreiben ordnen sollten
- Was tun, wenn die erste Fassung Ihres Sachbuch-Manuskripts eine Katastrophe ist?
- Die sechs häufigsten Ausreden, um das Buch nicht zu schreiben – und wie Sie es doch noch schaffen
- Wie originell muss eine Buchidee für ein Sachbuch sein?
Jetzt im Handel!
Jetzt im Handel!
NEUES AUS DEM TOXIVERSUM
- In 10 Schritten vor LATOU schützen
- Was ist kommunaler Narzissmus?
- Framing – so kann es dir im Umgang mit toxischen Menschen helfen
- „Es hätte schlimmer sein können.“ Wirklich?
- Wer ist eigentlich schlimmer: narzisstische oder psychopathische Menschen?
- Wie kannst du dich schützen, wenn dein eigenes Kind toxisch ist?
- Woran erkennst du, ob ein toxischer Mensch dich isoliert?
- Wie kannst du beim Kennenlernen herausfinden, ob ein Mensch toxisch ist?