Müssen Sie druckreif schreiben können, um ein Buch zu schreiben?
Haben Sie beim Schreiben oft das Gefühl, dass Sie Ihr Buch wohl nie veröffentlichen werden, weil Sie nicht auf Anhieb druckreif schreiben können? Auch nicht beim zweiten, dritten oder zwölften Versuch? Dann habe ich einen guten Tipp für Sie.
Gleich vorab: Druckreif schreiben kann so gut wie niemand. Und dennoch erscheinen Jahr für Jahr Tausende neuer Bücher. Die meisten Autor_innen schreiben aber nicht ihr ganzes Leben lang an diesem einen Buch, bis es schließlich wirklich perfekt ist. Manche schreiben gerade einmal drei oder sechs Monate daran. Wie geht das also?
Entspannen Sie sich und machen Sie Fehler!
Ja, genau: Entspannen Sie sich erst einmal. Verabschieden Sie sich von dem Glauben, Ihr Buch müsse gleich beim ersten Durchgang schon perfekt oder wenigstens fast perfekt sein. Das muss es nicht! Es sei denn, Sie schreiben es von Hand auf antikem Papyrus, von dem es nur noch ein paar Bögen auf dieser Welt gibt, die kurz vor dem Verfall sind. Alle anderen Bücher, erst recht, wenn Sie sie am Computer schreiben, dürfen absolut unperfekt sein.
Denn was passiert, wenn Sie das Gefühl haben, Sie müssten perfekt klingen? Sie arbeiten drei Wochen am ersten Absatz und kommen einfach nicht weiter. Sie schreiben das erste Kapitel dreißigmal um, und kommen einfach nicht zum zweiten, weil das erste ja noch nicht „fertig“ ist. Haben Sie da nach ein paar Tagen und Wochen überhaupt noch Lust zum Schreiben?
Druckreif schreiben zu wollen kostet viel zu viel Zeit
Das Problem ist: Wenn Sie glauben, Sie müssten sofort druckreif schreiben, vergeuden Sie damit viel zu viel Zeit. Sie verhakeln sich wieder und wieder in Details, verkrampfen, und irgendwann fließen die Ideen einfach nicht mehr. Sie verlieren darüber nicht nur den Spaß am Schreiben, sondern auch langsam den Überblick, wie viel eigentlich noch vor Ihnen liegt. Und Ihr Buch klingt deshalb noch lange nicht besser. Irgendwann wird Ihnen das Schreiben zu stressig oder zu nervig, und Sie schreiben immer seltener. Viele schreiben ihr Buch deshalb leider nie zuende.
Machen Sie deshalb ruhig Fehler in Ihrer ersten Fassung!
Schicken Sie Ihre innere Kritik zum Pizzaessen. Schreiben Sie dann drauflos und bringen Sie Ihre schönen Ideen zu Papier. Achten Sie dabei nicht auf komische Formulierungen, auf Dopplungen, auf dass/das oder Groß- und Kleinschreibung. Schreiben Sie so, dass Sie das, was Sie jetzt gerade ausdrücken wollen, auf Papier bringen. Glätten und korrigieren können Sie das alles später immer noch.
Warum ist das der bessere Weg?
Weil jede erste Buchfassung ohnehin noch mehrere (ja, mehrere) Überarbeitungen benötigt, und zwar grundsätzlich. Selbst dann, wenn Sie sie vermeintlich druckreif geschrieben haben. Denn was Sie für druckreif halten, ist (nichts für ungut) so gut wie nie druckreif.
So schreiben Sie Ihr Buch ohne den Druckreif-Druck
Lassen Sie Ihre Glaubenssätze über das perfekte Buch beim Schreiben außen vor. Ihre Qualitätskriterien können Sie Ihrem Lektorat mitteilen, das Ihr Manuskript dann entsprechend bearbeiten wird. Sie aber sollten ganz entspannt und ohne den Druckreif-Druck schreiben – das Schreiben soll Ihnen schließlich auch Spaß machen.
Mit diesen sieben Schritten schreiben Sie Ihr Buch ganz entspannt:
- Bereiten Sie Ihr Buch ausgezeichnet vor. Warum und wie das geht, können Sie in „6 Gründe +1, warum Sie Ihr Sachbuch besonders gut vorbereiten sollten“ nachlesen. Dort finden Sie auch eine Gratis-Arbeitshilfe für Ihre Vorbereitung.
- Schreiben Sie drauflos. Achten Sie dabei nicht auf Fehler, auf falsche Konstruktionen, auf Rechtschreibung – schreiben Sie einfach weiter. Aber denken Sie beim Schreiben daran, sich nicht zu übernehmen. Planen Sie Ihre Schreibzeiten und nutzen Sie sie gut – eine richtig gute Art und Weise dafür finden Sie in dem Artikel „Die 50–20–50-Methode“.
- Machen Sie eine Pause. Haben Sie die erste Fassung geschrieben, dann lassen Sie sie unbedingt ein paar Tage oder Wochen ruhen. Gehen Sie erst mit ein bisschen Abstand an die Überarbeitung. So haben Sie einen wesentlich objektiveren Blick auf das, was Sie geschrieben haben.
- Überarbeiten Sie die Fassung gut. Haben Sie bemerkt, dass ich „gut“ und nicht „perfekt“ geschrieben habe? Auch hier sollten Sie sich nämlich die Zeit und die Nerven sparen, die eine vermeintlich perfekte Fassung Sie kosten würde. Denn perfekt wäre auch die mit großer Sicherheit nicht.
- Lassen Sie Ihr Buch jetzt lektorieren. Wenn Sie Ihr Buch selbst veröffentlichen, dann sollten Sie jetzt ein professionelles Lektorat in Auftrag geben. Weshalb das wichtig ist, können Sie in „6 Gründe, warum Sie ein Lektorat für Ihr Sachbuch benötigen “ nachlesen.
- Überarbeiten Sie Ihr Buch erneut. In Absprache mit Ihrem Lektorat sollten Sie Ihr Buch dann erneut überarbeiten, bis Ihr_e Lektor_in und Sie selbst zufrieden sind.
- Lassen Sie Ihr Buch korrekturlesen. Sie selbst wären viel zu textblind dafür, glauben Sie mir. Und die Rechtschreibkorrektur Ihres Schreibprogramms ist nie ausreichend für ein fehlerfreies Manuskript.
Auf diese Weise werden Sie am Ende ein wesentlich besseres Buch wesentlich früher veröffentlichen als hätten Sie von Anfang an versucht, druckreif zu schreiben und dadurch Zeit und Spaß verloren.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!