Ich möchte ein Sachbuch schreiben – Kann ich das Schreiben lernen?

Wer gerne ein Sachbuch schreiben möchte, aber noch keinerlei Schreiberfahrung hat, fragt sich wahrscheinlich, ob man das Schreiben lernen kann. Die kurze Antwort ist: Ja! Wie das gehen kann, erkläre ich Ihnen hier.

Ein Sachbuch sollte nicht nur u. a. ein klares Thema, eine definierte Zielgruppe und einen Nutzen für seine Leser_innen haben. Es sollte auch interessant, verständlich und gut lesbar geschrieben sein. Doch wenn man noch nie mehr als Einkaufszettel, Förderanträge und Memos geschrieben hat, kann die Vorstellung, gleich ein ganzes Buch zu schreiben, überwältigend sein.

Denn zum einen ist das ja ganz schön viel Text. Zum anderen muss man dafür auch schreiben können. Und das trauen sich viele nicht zu. Natürlich könnte man in einem solchen Fall eine_n Ghostwriter_in engagieren. Doch wenn Sie es eigentlich gerne selbst versuchen möchten, dann sollten Sie das Schreiben lernen. Und das geht so:

1. Lesen Sie viele, viele Sachbücher

Das Lesen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, das Schreiben zu lernen. Denn während des Lesens lernen Sie – meist ganz unbewusst – guten von schlechtem Stil zu unterscheiden, wie man verständliche Sätze bildet, welche Worte und Satzstellungen funktionieren und welche nicht. Lesen Sie deshalb viele Sachbücher, von Ihren Lieblingsautor_innen und von anderen; zu Ihrem Lieblingsthema (und dem Thema, das Ihnen für Ihr Buch vorschwebt), aber auch zu anderen.

Achten Sie beim Lesen darauf, was Ihnen (vom Inhalt abgesehen) an dem jeweiligen Buch gut gefällt. Oder beginnen Sie mit der etwas leichteren Methode: achten Sie darauf, was Ihnen nicht gefällt. Leichter ist es deshalb, weil es immer einfacher ist, zu bemerken, dass man über etwas stolpert, als festzustellen, warum man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann. Richten Sie Ihren Fokus danach aber auf das, was gut ist. Denn zu wissen, was nicht gut ist, reicht nicht aus, um zu lernen, wie es gut wäre.

Markieren oder notieren Sie sich gute Sätze, gute Einstiege in Kapitel oder Absätze, gute Wendungen, gut funktionierende Enden, Kniffe, wenn Sie sie entdecken. Schreiben Sie sich auf, was genau Sie daran gut finden – wenn Sie es nicht wissen, macht nichts, dann markieren Sie die Stelle nur. Vielleicht erkennen Sie nach fünf weiteren Büchern, was es war, das Ihnen an dieser Stelle in diesem Buch gefallen hat.

Schauen Sie sich dabei aber nicht nur Worte und Sätze an, sondern auch die Inhalte. Was funktioniert da in Ihren Augen gut? Welche Arten von Inhalten gefallen Ihnen besonders und wie wurden sie dargestellt?

Vertrauen Sie dabei Ihrem Gefühl und nicht den Regeln, die Sie einmal in der Schule gelernt haben. Diese Regeln haben meist sehr wenig mit gutem Schreiben zu tun, denn sie zielten auf das Erlernen von Sprache und Grammatik ab, nicht auf lesbare, verständliche, interessante und spannende Texte.

Mit jedem Sachbuch, das Sie so lesen, werden Sie ein immer stärkeres Gefühl dafür bekommen, was gutes Schreiben sowohl sprachlich als auch inhaltlich ausmacht. Schreibratgeber können zeitweise da behilflich sein, wo Sie sich mit Wortwahl und Grammatik nicht so gut auskennen – aber die sollten nie Ihre einzige Stütze sein, da sie zwar ein paar wichtige Grundregeln vermitteln, aber nicht auf Sie und Ihre Zielgruppe zugeschnitten sind.

2. Schreiben Sie viele, viele Texte

Ernest Hemingway soll einmal sinngemäß gesagt haben: „Die erste Fassung ist immer Mist.“ Ich kann Ihnen versichern: Das stimmt. Schreiben Sie deshalb mit diesem Satz im Hinterkopf viele Sachtexte; wenn Sie mögen, schon rund um Ihr geplantes Thema. Warum so viel schreiben?

Weil der zweitwichtigste Weg, das Schreiben zu lernen, das Schreiben ist. Nicht die Theorie, sondern die Praxis. Je mehr Schreiberfahrung Sie haben, desto leichter wird Ihnen das Buchschreiben fallen. Erst beim Schreiben werden Sie erkennen, welche Textformen Ihnen selbst liegen, woran Sie am meisten Spaß haben, wo Sie vielleicht noch Defizite haben usw. Und Sie entwickeln im Lauf der Zeit einen eigenen Schreibstil.

Schreiben bedeutet aber nicht nur das endlose Herunterschreiben von Texten, sondern es bedeutet auch, sich anschließend akribisch mit dem Geschriebenen auseinanderzusetzen. Überarbeiten Sie Ihre Texte deshalb mehrmals.

Einer der hilfreichsten Tricks für das Überarbeiten ist, den geschriebenen Text ein paar Tage oder Wochen liegenzulassen. Beschäftigen Sie sich in der Zwischenzeit mit etwas ganz anderem, nur nicht mit diesem Text. Denn dann gehen Sie mit einem frischen Blick an Ihren Text heran und entdecken Lücken, Fehler, schlimme Formulierungen, Stolperstellen u. a. darin. Vieles davon fanden Sie neulich noch super, heute aber klingt es möglicherweise schrecklich und Sie können es nun ausbessern.

Heben Sie sich diese Texte auch auf, denn anhand alter Texte können Sie Ihre Fortschritte besonders gut nachvollziehen, insbesondere die oft gravierenden Unterschiede zwischen erster und letzter Fassung. Wenn ich heute Texte lese, die ich vor vielen Jahren geschrieben habe, ist mir das manchmal schon ein bisschen peinlich, denn, Himmel, habe ich damals noch schlecht geschrieben! Zu jener Zeit hielt ich diese Texte natürlich für fantastisch. Heute weiß ich: Sie waren sehr nützliche Bausteine auf dem Weg hierher, nicht mehr, nicht weniger.

 


 


3. Holen Sie sich konstruktive Kritik

Der unabhängige Blick von außen kann oft sehr heilsam sein – das trifft auch auf unsere Texte zu. Holen Sie sich deshalb auch schon in dieser Lernphase konstruktive Kritik ein.

Die können Sie zum einen von einer Person aus Ihrem Umfeld bekommen. Dies sollte aber unbedingt eine Person sein, die konstruktiv und sachlich kritisiert, die nicht zu allem Ja und Amen sagt, was Sie tun, und deren Äußerungen Sie nicht völlig fertig machen, sondern die Sie akzeptieren und wertschätzen können.

Zum anderen können Sie sich den Blick von außen in einem Schreibkurs holen, in einer Schreibgruppe (wobei es m. W. nur sehr wenige Schreibgruppen gibt, in denen es um Sachtexte und -bücher geht; und Schreibgruppen liegen bei weitem nicht allen) oder auch durch ein begleitendes Coaching.

Wenn Sie aber merken, dass die Kritik Sie herunterzieht und fertigmacht, vielleicht sogar so sehr, dass Sie die Lust am Schreiben verlieren, dann sollten Sie sofort Abstand davon nehmen. Wichtig ist, dass die Kritik Sie anspornt, besser zu werden, dass sie Sie fachlich unterstützt. Nur dann ist sie sinnvoll und nützlich.

4. Scheitern Sie, und stehen Sie anschließend wieder auf

Wir alle haben das Schreiben nicht schon als kleines Kind gekonnt, auch wenn vielleicht unsere Eltern gerne mit feuchten Augen sagen, dass wir damals schon ganz großartige Texte geschrieben haben. Schreiben ist etwas, das man lernen muss, Baustein für Baustein. Und es dauert viele Jahre, bis man es so kann, dass etwas Leserliches dabei herauskommt, das nicht nur die eigenen Eltern ganz großartig finden.

Bis dahin haben auch wir Profis schon Hunderte unfassbar grauenhafter Texte geschrieben. Wir sind dauernd gestolpert, und wir sind öfter gescheitert als wir es Ihnen eingestehen werden. Aber wir sind anschließend immer wieder aufgestanden und haben weiter geschrieben.

Nur wenn Sie wirklich dranbleiben, wenn Sie diese vier Schritte gehen, werden Sie das Sachbuch-Schreiben lernen. Es ist übrigens unerheblich, ob Sie ein Talent zum Schreiben mitbringen oder nicht. Haben Sie es, wird Ihnen manches etwas leichter fallen. Haben Sie keins, werden Sie trotzdem lernen können, wie Sie ein gutes Sachbuch schreiben können. Trauen Sie sich und bleiben Sie dran!

 

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