Wie schreibt man ein Buchkapitel für ein Sachbuch?
Sie haben eine Buchidee und schon die Inhalte Ihres Sachbuchs grob vorgeplant? Und fragen sich nun: Wie schreibt man ein Buchkapitel für ein Sachbuch? Was muss man dabei beachten?
Es ist bei einem Sachbuch immer wichtig, sich zuerst Gedanken über das große und kleine Ganze zu machen, bevor man zu schreiben beginnt. Denn anders als bei Romanen, die teilweise ziemlich spontan und ohne detaillierten Plan geschrieben werden, muss beim Sachbuch von vornherein alles sitzen: die Struktur, der Inhalt, die Sprache – alles muss haargenau auf Ihre Zielgruppe und deren Bedürfnisse zugeschnitten sein.
Wer noch nie ein Buch geschrieben hat, steht manchmal, nach all der Vorarbeit, wie ein Ochs vorm Scheunentor und fragt sich: Aber wie schreibt man nun ein Buchkapitel für ein Sachbuch? Das ist tatsächlich nicht ganz einfach, aber es ist auch nicht schwer. Mit ein bisschen Planung und System können Sie auch diesen Schritt meistern.
Was soll in Ihrem Buchkapitel stehen?
Haben Sie Ihr Buch noch nicht vorbereitet, dann gehen Sie noch einmal einen Schritt zurück und bereiten Sie es vor. Nutzen Sie dafür gerne meine Arbeitshilfe „Startklar zum Schreiben!“, die Sie sich hier gratis herunterladen können.
Im Zuge dieser Vorbereitung haben Sie sich dann Gedanken über die Buchstruktur und die Inhalte des Buches und der einzelnen Kapitel gemacht. Falls Sie bei den Kapiteln unsicher sich, fragen Sie sich Dinge wie:
- Was soll drinstehen und warum?
- Auf welche Informationen/Argumente/Thesen folgt dieses Kapitel?
- Welchen Nutzen oder Mehrwert soll es für die Leser_innen haben, inwiefern bringt es sie einen Schritt weiter?
- Welche (Hintergrund-) Informationen, Fakten, Erkenntnisse benötigen sie für diesen Schritt?
Oder bei Biografien:
- Was muss in dieses Kapitel hinein, um Ihre Geschichte weiterzuerzählen, um eine wichtige Station Ihres Lebens zu beleuchten?
- Welche Informationen brauchen die Leser_innen an dieser Stelle, um Ihre folgenden Entscheidungen und Schritte nachvollziehen zu können?
Sammeln Sie dann die entsprechenden Dokumente, Daten, Fakten und anderen Materialien, die Sie für dieses Kapitel benötigen werden und packen Sie sie in eine eigene Kapitelmappe. Beschriften Sie die Mappe mit der (vorläufigen) Kapitelnummer, dem Arbeitstitel des Kapitels und der geplanten Kapitelstruktur. So haben Sie immer alles Nötige immer sofort greifbar.
Wie strukturiert man ein Kapitel?
Die Struktur Ihrer Buchkapitel richtet sich nach dem Genre – in einer Autobiografie sind die Kapitel in der Regel etwas anders strukturiert als in einem Ratgeber.
Kapitel von Biografien orientieren sich meist an der Zeitachse, sind also chronologisch aufgebaut. Das heißt, Sie beginnen entweder dort, wo Sie im Vorkapitel aufgehört haben oder zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Sie die Zeit dazwischen überspringen möchten. Im Laufe des Kapitels vergeht immer Zeit: Sie beginnen an Zeitpunkt A und enden an Zeitpunkt B, die zeitlich auseinander liegen. Das kann ein alles verändernder Sekundenbruchteil sein, aber es kann auch ein Zeitraum von Jahrzehnten sein – je nachdem, was der Inhalt des Kapitels vorgibt.
Buchkapitel von erzählenden Sachbüchern und Ratgeber-Kapitel dagegen orientieren sich an der Gesamtlogik des Buches. Entweder beginnen Sie auch dort an einem Punkt A und enden an Punkt Z im letzten Kapitel. Oder Sie teilen es in einzelne, voneinander eher unabhängige Themen auf. Eine Struktur eines solchen Kapitels könnte aber in beiden Fällen so aussehen:
- Teaser: Das ist ein Absatz über dem Kapitel, in dem Sie in Stichworten oder wenigen Sätzen eine kurze Zusammenfassung des Kapitels geben.
- Überleitung oder Einleitung: Hier kommen Sie auf das vorige oder ein anderes zurückliegendes Kapitel zurück, stellen das Thema des Kapitels in wenigen Sätzen vor oder leiten zum Thema hin.
- These/Ausgangssituation: Je nach Genre beschreiben Sie hier die Ausgangssituation, in der Sie oder die Leser_innen sich befinden, oder Sie stellen eine These auf, die Sie im Folgenden besprechen.
- Informationen/Geschichte zur These, Fakten, Zahlen, Grafiken: Um die These oder die Ausgangssituation zu illustrieren, können Sie hier Hintergrundinformationen liefern, ein Beispiel aus Ihrer eigenen Geschichte oder von anderen (ggf. fiktiven) Menschen geben. Oder Sie beschreiben das Thema/die Fragestellung mit Hilfe von Zahlen, Fakten und Grafiken.
- Folgerung/Handlungshinweise: Eine These steht nicht nur für sich selbst, sondern zieht meist eine Schlussfolgerung nach sich. Und eine Ausgangssituation braucht am Ende auch einen Handlungshinweis, um sich fortzuentwickeln oder um die Ausgangssituation zu verändern oder zu verbessern. Das ist der Punkt, an dem Sie mit Ihrer Expertise glänzen können: Rücken Sie raus mit Ihrem Wissen! Geben Sie Rat, helfen Sie den Leser_innen mit Praxistipps bezogen auf den vorher beschriebenen Ausgangspunkt.
- Nutzen: In vielen Fällen ist es sinnvoll, hier noch einmal zu beschreiben, welchen Nutzen die Leser_innen davon hätten, wenn sie Ihren Handlungshinweisen folgen würden.
- Fazit/Abschluss oder Überleitung: Am Ende des Kapitels ziehen Sie ggf. ein Fazit oder leiten zum nächsten Kapitel über, wenn die beiden inhaltlich zusammenhängen. Sie können hier auch Hinweise auf andere Kapitel geben, wenn dort weitere Informationen zu dem in diesem Kapitel gelieferten Inhalten zu finden sind.
Kopieren Sie diese Struktur oder erstellen Sie sich eine eigene, die besser zu Ihrem Thema und Ihren Vorstellungen passt. Veröffentlichen Sie Ihr Buch über einen Verlag, insbesondere in einer Reihe, dann gibt es vom Verlag vielleicht schon Vorgaben für eine Kapitelstruktur.
Haben Sie Ihre Kapitelstruktur erstellt, können Sie sie für jedes Kapitel nutzen. Sie müssen sich – je nach Genre oder Verlagsvorgaben – nicht in jedem einzelnen Kapitel 100%-ig daran halten. Aber es kann, besonders bei Ratgebern, hilfreich sein, alle Kapitel mehr oder weniger gleich aufzubauen.
Die logische Abfolge und der ähnliche Aufbau der Kapitel sorgt dafür, dass die Leser_innen ausreichend Informationen bekommen, sich innerhalb des Kapitels leicht orientieren und die Inhalte ohne Schwierigkeiten nachvollziehen können. Aber sie sorgt genauso dafür, dass Sie es beim Schreiben leichter haben! Denn Sie können sich an diesem Grundgerüst schön entlang hangeln und müssen nicht jedesmal aufs Neue überlegen, was Sie nun in diesem Kapitel schreiben sollen.
Schreiben Sie sich ruhig zu Anfang als Orientierungshilfe „Teaser“, „These“, „Folgerung“ usw. darüber. Das hilft Ihnen dabei, nicht doch noch vom Hölzchen aufs Stöckchen zu kommen, sondern sich auf das zu fokussieren, was für die Leser_innen wirklich nützlich ist. Diese kleinen Arbeitskrücken können Sie bei der Überarbeitung Ihrer ersten Fassung mit Hilfe der Suchen & Ersetzen-Funktion herauslöschen, und niemand wird je erfahren, dass Sie sie benutzt haben.
Und wie schreibt man nun so ein Buchkapitel?
Eine kleinteilige, logische Struktur ist gut und schön, aber schreiben muss man das Ganze ja dann auch noch. Für mich ist es z. B. oft ziemlich schwer, einen guten Text zu schreiben, wenn mir kein interessanter, flüssiger oder auch nur passender Einstieg dafür einfällt. Der Anfang bestimmt bei mir den Ton und den Inhalt des Kapitels. Irgendwo im Text anzufangen, um schon einmal überhaupt etwas zu schreiben, funktioniert bei mir nicht, denn dann wird der Text nicht flüssig, geschweige denn gut. Ich brauche also immer einen passenden ersten Satz, um loslegen zu können.
Prüfen Sie einmal, ob es Ihnen auch so geht. Dann notieren Sie sich auf jeden Fall schon mal gute erste Sätze für Ihre Kapitel, wenn sie Ihnen zwischendurch einfallen. Glauben Sie nicht, dass Sie sich auch so an sie erinnern werden, wenn Sie zu dem jeweiligen Kapitel kommen – Sie haben sie ziemlich sicher sofort wieder vergessen.
Ist es Ihrer Erfahrung nach egal, wo Sie im Text beginnen, dann haben Sie den Vorteil, immer den Teil zu schreiben, zu dem Ihnen gerade am meisten einfällt oder auf den Sie gerade Lust haben. Dabei ist die kleinteilige Struktur die wichtigste Hilfe, da Sie Ihnen das Gerüst und die Freiheit gibt, beim Schreiben hin- und herzuspringen, ohne dass es den Inhalten schadet.
Es ist also immer gut herauszufinden, wie man am besten schreiben kann, um es sich möglichst leicht machen zu können. Vielleicht sind Sie aber schriftlich gar nicht so gut, können allerdings Ihren Angestellten oder Kund_innen mündlich sehr gut Ratschläge geben oder ihnen erklären, wie etwas funktioniert. Dann nehmen Sie sich ein Diktaphon oder die Sprach-App an Ihrem Handy vor und sprechen Sie Ihr Kapitel dort so hinein, wie Sie es einer Person gegenüber sagen würden. Dann transkribieren Sie Ihre Aufnahme und bearbeiten den Text anschließend so, dass er auch in Ihre kleinteilige Kapitelstruktur passt.
Sorgen Sie sich aber jetzt (noch) nicht um Stil oder korrekte Grammatik – die sind jetzt wirklich noch nicht wichtig. In dieser ersten Fassung zählt nur, dass Sie Ihre Gedanken und Expertise, Ihren Rat und Ihre Erklärungen festhalten, und dass Sie überhaupt erst einmal loslegen können. Schreiben oder sprechen Sie also diese erste Fassung erst einmal ins Unreine. Halten Sie sich nämlich jetzt schon mit Überarbeiten auf, dann werden Ihre Ideen und Gedanken hier schon stocken und Ihnen das Weiterschreiben gründlich erschweren und womöglich vermiesen.
Wie lang muss so ein Buchkapitel sein?
Das kommt darauf an. Manchmal, wenn Sie z. B. für eine bestimmte Reihe in einem Verlag schreiben, dann gibt das Lektorat Ihnen die Kapitellängen vor. Bei anderen Verlagen überlässt man das Ihnen.
Die Länge orientiert sich natürlich zunächst am Inhalt, und da kann das eine Kapitel schon mal ganz kurz werden, die anderen länger. Sie müssen auch nicht darauf achten, dass die Kapitel alle gleich lang werden.
Trauen Sie Ihren Leser_innen ruhig zu, mit unterschiedlichen Längen klarzukommen. Zumal gleiche Längen oft dadurch erkauft werden, dass kurze Themen künstlich aufgeplustert werden, um die Länge zu erreichen, und komplexere Inhalte künstlich beschnitten werden. Entscheiden Sie selbst, was Ihnen wichtig ist und wie viel Text und Information Ihre Leser_innen benötigen, um den Inhalt zu verstehen und damit ggf. arbeiten zu können.
Sie werden sicher noch einige andere Fragen in Bezug auf das Schreiben eines Buchkapitels haben, die ich hier leider nicht alle beantworten kann. Aber Sie haben dann zwei Möglichkeiten:
- Orientieren Sie sich an anderen Sachbüchern, die Sie richtig gut finden. Schauen Sie, wie deren Autor_innen das Problem gelöst, ein Kapitel aufgeteilt und geschrieben haben.
- Fragen Sie die Lektorin Ihres Verlags oder, wenn Sie Ihr Buch selbst veröffentlichen möchten, besprechen Sie sich mit einem freien Lektor oder mit einer Coachin.
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