Wie wird Ihr Sachbuch NICHT langweilig?
Zögern Sie Ihr Buch zu schreiben, weil sie befürchten: Das interessiert doch niemanden!? Auch wenn Ihr Thema noch so abwegig erscheint, können Sie es für die Leser_innen interessant machen. Wie also wird ein Sachbuch NICHT langweilig?
Als ich vor sieben Jahren mein Porträtbuch „Hannover persönlich“ schrieb, sagten viele: Das ist doch uninteressant. Porträts sind so langweilig! Die liest heute kein Mensch mehr! Dies kam sowohl von Verlagen und Agenturen als auch von potenziellen Leser_innen. Sie alle gingen nämlich davon aus, dass es in diesem Buch nur Texte geben würden, wie sie sie schon aus Zeitungen und Zeitschriften kannten. Dort wird alles mögliche „Porträt“ genannt, das in der Tat oftmals nichts weiter als ein ödes Herunterrattern biografischer Stationen ist.
Insofern verstehe ich gut, wenn Sie oder Ihr Umfeld zunächst denken, Ihr Thema würde niemanden interessieren. Sie sollten dabei aber bedenken, dass es womöglich nur deshalb für manche uninteressant scheint, weil sie einfach noch keinen Artikel, kein Buch zum Thema gelesen haben, die nicht langweilig geschrieben waren.
Viele Bücher sind tatsächlich so geschrieben, dass sie maximal ein akademisches Publikum zufriedenstellen (und oft selbst das nicht einmal). Dieses Publikum mag es gewöhnt sein, dröge, langweilige Texte voller Zahlen und Fachbegriffe zu lesen. Doch selbst bei den Bildungseliten bröckelt der Widerstand gegen interessante, lesbare Bücher zusehends.
Es liegt also an Ihnen, Ihr Buch für die Leser_innen interessant zu gestalten. Doch was macht ein interessantes Buch aus? Wie wird Ihr Sachbuch nicht langweilig?
1. Lernen Sie Ihre Zielgruppe kennen
Um ein Sachbuch interessant zu machen, müssen Sie zunächst Ihre Zielgruppe sehr gut kennen(lernen). 20-jährige Studierende haben andere Ansprüche an Inhalt, Sprache und Gestaltung eines Buches als 45-jährige Alleinerziehende, 60-jährige Singles auf dem Land, ausgebrannte Angestellte oder Start-up-Unternehmer_innen in der IT-Branche.
Finden Sie also heraus, wer genau Ihre Zielgruppe ist, welche Interessen und Wünsche sie hat und wonach genau sie in Ihrem Buch sucht. Tun Sie das, indem Sie sich sowohl den Buchmarkt genau ansehen als auch das, was Medien veröffentlichen. Und befragen Sie Ihre Zielgruppe direkt.
2. Erleichtern Sie den Leser_innen den Zugang
Wenn Sie Ihre Zielgruppe, ihre Interessen und Wünsche sehr gut kennen, dann ist das schon die halbe Miete. Doch Sie können noch mehr tun, um ihr den Zugang zu Ihrem Thema und Ihrem Buch zu erleichtern, und das sollten Sie auch. Denn wir alle lesen doch viel lieber ein Buch, das uns packt, das uns mitreißt, das wir am liebsten gar nicht aus der Hand legen möchten oder das uns zum Nachdenken oder Handeln animiert, als eins, das uns mit trockenen Zahlen, gestelzten Sätzen und Fremdwörtern überhäuft und durch das wir uns hindurchquälen müssen, ohne am Ende einen nennenswerten Erkenntnisgewinn zu haben.
Aber wie packt man die Leser_innen, wie reißt man sie mit? Zum Beispiel so:
Geben Sie den Leser_innen Anknüpfungspunkte
Wir Menschen sind neugierig – insbesondere auf andere Menschen: Wie leben die? Wie machen die das? Wie gehen die mit bestimmten Situationen um? Wie haben die es geschafft von da nach da zu kommen?
Wir brauchen Anknüpfungspunkte und lebensnahe, realistische Beispiele, um uns intensiv mit etwas auseinandersetzen zu können. Am leichtesten geht das über die Gefühlsebene, die uns sagt: Das ist relevant für dich, das hat einen Bezug zu dir, da kannst du andocken.
Geht es um die Geschichte eines Menschen, genügt oft schon ein winziges Detail, in dem wir uns selbst oder jemanden aus unserem Umfeld wiedererkennen, ein Detail, das wir deshalb bei der anderen Person gut nachvollziehen oder mitfühlen können. Haben wir diesen kleinen Anknüpfungspunkt, wollen wir mehr wissen. Wir wollen herausfinden, ob es noch mehr Anknüpfungspunkte gibt, und lesen weiter.
Dies können Sie sich auch in einem nicht-biografischen Text zunutze machen, indem Sie Praxisbeispiele bringen und Geschichten von Anwender_innen (mit deren Genehmigung) erzählen. Suchen Sie in Ihrem Thema den nachvollziehbaren, menschlichen Aspekt und gehen Sie immer wieder mal auf ihn ein. Dadurch wird Theoretisches lebendig und für die Leser_innen greifbar, spürbar und ggf. dadurch auch leichter umsetzbar.
Inspirieren Sie die Leser_innen und bieten Sie Lösungen an
Praxisbeispiele und Erzähltes tragen auch dazu bei, dass Leser_innen sich dadurch inspiriert fühlen können oder daraus eine machbare Lösung für ihr eigenes Problem ableiten können. Denn genau danach suchen Leser_innen. Wir sind nicht nur neugierig auf andere Menschen, auf deren Wege und Lösungen – wir möchten von ihnen und ihren Erlebnissen inspiriert werden oder Lösungen für unsere Probleme, unser Leben finden, auf die wir entweder noch nicht von selbst gekommen sind oder die wir uns noch nicht zugetraut haben.
Berühren Sie die Leser_innen
Zugegeben, nicht jedes Thema ist dazu geeignet, Leser_innen zu berühren. Bei Bauanleitungen oder Abhandlungen über verschiedene Fensterglasdichten müssen Sie es wahrscheinlich gar nicht erst versuchen. Doch bei fast allen anderen Themen sollten Sie versuchen einen Punkt zu finden, an dem Sie die Leser_innen nachhaltig berühren. Das kann z. B. durch die oben erwähnten Beispiele anderer Menschen oder Ihre eigenen Erlebnisse geschehen. Manchmal genügt es sogar schon, dies bspw. in einem Vorwort zu erwähnen.
Wie viel Nähe Sie zulassen, entscheiden Sie
Sie werden Ihr Buch durch all dies für Ihre Leser_innen nicht nur interessant machen. In der Regel gewinnt Ihr Buch auch an Glaubwürdigkeit, wenn es nicht ausschließlich rational und distanziert endlose Fakten herunterrattert. Es gewinnt insbesondere dann, wenn die Autor_innen sich auch persönlich den Leser_innen stellen. Denn sie öffnen ihnen mit Ihrer Geschichte und den Beispielen anderer auch einen Zugang auf emotionaler Ebene.
Sie müssen sich aber keine Sorgen machen, dass Sie Ihren Leser_innen nun einen tiefen Einblick in Ihr Privatleben geben müssen. Wie viel Nähe Sie zulassen möchten, entscheiden Sie natürlich selbst.
Wählen Sie einen lockeren Erzählstil
Wem hören Sie lieber zu, vorausgesetzt, die fachliche Qualifikation ist dieselbe: einer Person, die faktenlastige, langatmige Vorträge herunterleiert? Oder doch lieber einer Person, die locker erzählt, Anekdoten einstreut, aus ihrem Leben erzählt, andere Praxisbeispiele bringt, vielleicht auch mal einen Witz macht?
Ich tippe auf Letzteres. Und nicht viel anders geht es Ihren Leser_innen mit Ihrem Buch. Wählen Sie deshalb einen erzählenden Schreibstil und sprechen Sie die Sprache Ihrer Zielgruppe. So können Sie sie auf allen wichtigen Ebenen erreichen und für Ihr Thema interessieren, wenn nicht sogar begeistern.