Wie schreibt man ein Probekapitel für das Verlagsexposé?
Die meisten Sachbuch-Verlage verlangen von Ihnen ein Exposé mit Probekapitel, anhand dessen sie entscheiden, ob sie Ihr Buch veröffentlichen möchten oder nicht. Wie aber schreibt man ein Probekapitel für das Verlagsexposé?
Das Probekapitel soll in der Regel 30–50 Seiten lang sein und einige Ihrer Fähigkeiten vermitteln, z. B. die Fähigkeit Ihr Thema klar, verständlich und lesbar aufzubereiten. Jau, kein Problem, denken viele und schreiben drauflos, nur um nach zwanzig oder dreißig Seiten ins Schwimmen zu kommen, wieder von vorn anzufangen, zu überarbeiten, nochmal zu überarbeiten und nochmal und nochmal … bis sie irgendwann keine Lust mehr aufs Schreiben haben.
Dabei sind vorab zwei Dinge ganz wichtig:
- die richtige Vorbereitung Ihres Buches und
- die Tatsache, dass das Probekapitel nicht perfekt sein muss.
Bereiten Sie Ihr Buch richtig gut vor
Damit Ihr Exposé und Ihr Probekapitel eine reelle Chance haben bei einem Ihrer Wunschverlage zu landen, ist es unerlässlich, dass Sie sich über einige grundlegende Dinge vorab Gedanken machen.
Es nützt Ihnen bspw. gar nichts, wenn Sie ein Probekapitel schreiben, das keine klare Zielgruppe hat, dem es an Struktur mangelt oder das sprachlich an der Zielgruppe völlig vorbeigeht.
Deshalb sollten Sie im Vorfeld all die notwendigen Stationen der Buchvorbereitung durchlaufen, genau recherchieren, für wen Sie dieses Probekapitel überhaupt schreiben, welche Fragen und Probleme Ihre Zielgruppe hat, die Sie mit diesem Buch beantworten bzw. lösen können. Sie müssen wissen, welche Inhalte Ihr Buch haben wird, Sie müssen das Buch gut durchstrukturiert haben und sich auch schon über den Stil Gedanken gemacht haben bzw. darüber wie Sie Ihre Antworten, Ihre Lösungen am besten transportieren können.
Sie können sich gerne hier meine Arbeitshilfe für die Buchvorbereitung herunterladen – die führt Sie durch die wichtigsten Stationen der Vorbereitung für ein Exposé, die Sie alle auch zur Vorbereitung Ihres Probekapitels benötigen.
Wählen Sie das passende Probekapitel aus
Wenn Sie die Struktur des Buches vorbereitet haben, dann können Sie selbst wählen, welches Kapitel Sie als Probekapitel schreiben werden. Viele Autor_innen wählen dafür das erste Kapitel, manche wählen irgendein anderes Kapitel. Welches Kapitel am Ende Ihr Probekapitel wird, ist egal, solange es ein Kapitel ist, das mit Ihrem Thema zu tun hat und anzeigt, in welche Richtung Ihr Buch inhaltlich wie sprachlich gehen wird.
Mein Tipp wäre, dass sie ein Kapitel wählen, für das Sie bereits alle notwendigen Inhalte recherchiert haben, das Sie in der Vorbereitung schon kleinteilig strukturiert haben, und bei dem Sie sich inhaltlich wie in der Vermittlung sicher fühlen.
Das Probekapitel sollte eine ausreichende Menge an Text liefern, und es sollte zeigen, wie Sie denken und schreiben, wie gut Sie Ihr Buch bereits durchdacht haben, wie gut Sie Ihr Thema kennen und wie gut Sie Ihre Zielgruppe kennen und anpeilen können. Je besser Sie dies alles treffen, desto besser stehen Ihre Chancen, vom Verlag nicht sofort eine Absage zu erhalten.
Lassen Sie sich von Ihrer Struktur leiten
Je kleinteiliger Sie Ihr Probekapitel bereits strukturiert haben, desto leichter wird es wahrscheinlich für Sie sein, sich von dieser Struktur leiten zu lassen. Manche wehren sich gegen eine klare Struktur, doch laufen Sie dann sehr schnell Gefahr, vom Thema abzukommen und ins Schwafeln zu geraten. Für Ihr Probekapitel wäre das tödlich – zumindest, wenn Sie es so an die Verlage schicken. Und Sie verlieren im Zweifel sehr viel Zeit.
Schreiben Sie das Kapitel dann für Ihre Zielgruppe, haben Sie die immer im Hinterkopf, denn die soll ja auf Anhieb verstehen können, worum es Ihnen eigentlich geht. Gestalten Sie Ihr Kapitel dann auch durch Beispiele oder andere Hilfen lebendig (s. a. „Wie wird Ihr Sachbuch nicht langweilig?“ und „7 Tipps wie Ihr Sachbuch sofort besser wird!“).
Und schreiben Sie jetzt erst einmal drauflos – immer entlang der Struktur, aber drauflos. Das Überarbeiten kommt erst im nächsten Schritt.
Überarbeiten Sie das Kapitel
So gut wie alle Probekapitel, die ich je gesehen habe, kranken an immer denselben Dingen: sie sind nicht gut durchdacht, sie haben kein klares Ziel, sie sind langatmig oder schwirren dauernd vom Thema weg, weil dies ja noch so schön da hineinpasst und das musste noch hinein, und der Name musste unbedingt noch fallen … Darüber hinaus sind sie sprachlich oft katastrophal und lesen sich wie hingeschludert.
Wenn Sie Ihr Probekapitel nun überarbeiten, sollten Sie deshalb ganz grundsätzliche Regeln des Sachtextschreibens beachten. Halten Sie sich bitte nicht an irgendwelche Schreibregeln, die Sie in der Schule oder an der Universität gelernt haben, denn die machen Bücher in der Regel zäh, trocken und unlesbar. Halten Sie sich lieber an die Überarbeitungstipps aus der journalistischen und Buchpraxis (s. a. „Sie möchten Ihr Sachbuch überarbeiten? So geht’s“ Teil 1 und Teil 2).
Was denn, werden Sie denken, diesen ganzen Aufwand für ein einziges Probekapitel? Reicht es nicht, wenn das Verlagslektorat das am Ende macht? Das Problem ist, dass Sie gar nicht erst bis zu einem Buchlektorat kommen werden, wenn Sie sich nicht schon im Probekapitel die Mühe machen, einen Text abzuliefern, der dem Mindeststandard für Sachtexte entspricht.
Ihr Probekapitel muss sehr gut, aber nicht druckreif sein
Manche Autor_innen tendieren dazu, endlos lange Monate an ihrem Probekapitel zu feilen, um ja nichts falsch zu machen und durch ein schlecht geschriebenes Kapitel womöglich ihre Chancen auf einen Verlagsvertrag zu versemmeln.
Das ist verständlich, aber häufig Zeitverschwendung. Natürlich sollten Sie das Probekapitel nicht einfach herunterschmieren oder nur ein 10-seitiges Kapitel an den Verlag schicken, wenn der 50 Seiten gefordert hat. Aber Sie sollten sich auch nicht jetzt schon von Ihrem Perfektionismus ausbremsen lassen.
Sie müssen weder Ihr Buch noch Ihr Probekapitel bereits druckreif schreiben (s. dazu auch „Müssen Sie druckreif schreiben können, um ein Buch zu schreiben?“. Natürlich sollte das Probekapitel den Mindeststandards genügen, es sollte gut strukturiert, klar und verständlich sein. Es sollte die grundlegende Stimmung Ihres Buches wiedergeben, Ihre Expertise zeigen und man sollte Ihre Stimme heraushören. Für den Perfektionismus ist das Lektorat des Verlags zuständig – das ist aber erst einer der allerletzten Schritte, kurz bevor Ihr Buch veröffentlicht wird.
Lassen Sie Ihr Probekapitel gegenlesen
Zweifeln Sie noch, ob Ihr Probekapitel gut genug ist? Dann lassen Sie den Text von einer Schreibcoachin oder einer Lektorin gegenlesen. Sparen Sie nicht an dieser Dienstleistung. Zwar kann die Ihnen keinen Verlagsvertrag garantieren. Aber Sie werden ein Buchexposé, das mit einem völlig versemmelten Probekapitel kam und auf das Sie eine Absage kassiert haben, bei vielen Verlagen kein zweites Mal einreichen können. Sie sollten daher auf jeden Fall versuchen, es schon beim ersten Mal so gut wie möglich zu machen.
Also bereiten Sie sich gut vor und legen Sie dann mit dem Schreiben los. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
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