Wie geht man mit der Einsamkeit beim Schreiben um?
Alleine im Kämmerchen sitzen und ein Buch schreiben? Für manche ist das eine furchtbare Vorstellung, und sie schieben die schöne Idee, ein Sachbuch zu schreiben, immer weiter vor sich her. Wie aber könnten Sie mit der Einsamkeit beim Schreiben umgehen?
Jeder Mensch ist anders. Deshalb hat auch jeder Mensch andere Bedürfnisse, wie die Umgebung möglichst beschaffen sein sollte, damit er konzentriert an seinem Buch arbeiten kann. Ich selbst brauche dazu, zum Beispiel, absolute Ruhe in meinem direkten Umfeld. Türenschlagen im Haus, Stühlerücken auf Fliesen, stundenlange Telefonate in der Wohnung unter mir oder auch das Wummern von Baumaschinen in der Umgebung bringen mich sofort aus der Konzentration. Je einsamer, abgelegener und ruhiger der Ort ist, an dem ich schreiben kann, desto besser.
Wenn die Vorstellung, mehrere Monate Ruhe zu haben, ein Horror ist
Doch andere Menschen juckt das alles gar nicht. Sie können zu jeder Tageszeit bei jeder Form von Lärm arbeiten, aber sowie es still wird, kriegen sie die Krise. Während ich das Problem habe, dass es anscheinend keinen einzigen Ort in Deutschland gibt, an dem es wirklich einmal für ein paar Wochen wirklich still ist, leiden sie unter der Vorstellung, dass es einmal länger als für eine halbe Stunde um sie herum ruhig sein könnte. Sich womöglich zurückziehen zu müssen, um über mehrere Monate ein Buch zu schreiben, erscheint ihnen als großer Horror.
Wenn Sie sich darin wiederfinden, dann habe ich hier ein paar Tipps, wie Sie mit der Einsamkeit beim Schreiben umgehen können:
- Machen Sie sich Ihr Schreibumfeld besonders schön.
Umgeben Sie sich mit schönen Dingen. Kochen Sie sich eine gute Tasse Kaffee oder Tee, bringen Sie ein bisschen leckeres Obst oder Schokolade mit an den Schreibtisch. Nutzen Sie Schreibmaterial, mit dem Sie besonders gerne arbeiten – keinen Nullachtfünfzehnkuli, sondern bspw. einen schönen Füller. Nicht nur besänftigt ein bisschen Schönheit in unserem Umfeld unseren Geist. Wir können auch dort, wo wir uns rundum wohlfühlen, viel besser schreiben als dort, von wo wir eigentlich am liebsten so schnell wie möglich verschwinden wollen. - Teilen Sie sich Ihre Schreibzeit in angenehme Häppchen ein.
Wer Probleme mit der Einsamkeit beim Schreiben hat, sollte sich die Schreibzeit in überschaubare Intervalle einteilen und immer auch feste Zeiten für gemeinsame Unternehmungen mit Familie oder Freund_innen einplanen. Arbeiten Sie z. B. nach der 50-20-50-Methode. Das sind relativ kurze Intervalle, die meist schneller vorbei sind, als Sie die Einsamkeit bemerken können. Und Sie werden staunen, wie viel Sie in diesen kurzen Schreibabschnitten dennoch schaffen können. - Schalten Sie beim Schreiben alle Ablenkungen aus.
Wer sich beim Schreiben einsam fühlt, ist leicht dazu verführbar, sich ablenken zu lassen. Ob es der schnelle Blick nach Neuigkeiten auf Facebook oder Instagram ist, ein kurzes Prüfen des E-Mail-Postfachs oder das Suchen nach guter Lektüre im Online-Buchhandel – schalten Sie all diese Versuchungen aus. Beenden Sie Browser, E-Mail-Programm usw., anstatt sie einfach nur zu schließen. Schalten Sie den Fernseher aus, wenn Sie dazu neigen, doch lieber dem „Tatort“ zu folgen als Ihr Buch zu schreiben. Nutzen Sie Ihre Schreibzeiten konzentriert und qualitativ. - Hören Sie auf, so lange es noch gut läuft.
Schreiben Sie nicht, bis Sie sich leer und ausgelaugt fühlen. Hören Sie immer vorher auf, so lange es noch gut läuft. Denn die Chancen, dass Sie sich beim nächsten Mal wieder gerne an Ihr Buch setzen, steigen dadurch enorm. Und je lieber Sie sich ans Schreiben setzen, desto weniger macht Ihnen die Einsamkeit aus. - Schreiben Sie an Orten, an denen Sie nicht alleine sind.
Wenn es Ihnen schon helfen kann, nicht ganz alleine am Schreibtisch zu sitzen, dann gehen Sie zum Schreiben an einen Ort, an dem auch andere Menschen sind. Entweder dorthin, wo diese Menschen ebenfalls arbeiten (z. B. in einem Co-Working-Space oder in der Bibliothek), oder dorthin, wo viele Menschen sind und der Geräuschpegel sich wie eine Glocke über Sie legt, unter der Sie in Ruhe, aber nicht einsam schreiben können (z. B. in einem Café). Es gibt übrigens auch Apps wie z. B. Coffitivity, die einen Cafébesuch vortäuschen, indem sie stundenlang die Geräusche aus Cafés abspielen. - Hören Sie beim Schreiben Musik.
Können Sie sich nicht vorstellen, woanders zu schreiben, und kann eine App wie die eben erwähnte Coffitivity Ihnen nicht helfen, dann ist es vielleicht hilfreich, beim Schreiben Musik zu hören. Vielleicht haben Sie schon eine geeignete Playlist auf Spotify angelegt oder, ganz oldschool, CDs mit passender Musik im Regal. Welche Musik fürs Schreiben gut ist, ist individuell verschieden. Generell hat klassische Musik wie Mozart, Bach oder sogar Rachmaninov einen wohltuenden Effekt; viele Menschen können dabei sowohl entspannen, als auch sich besser konzentrieren. Andere brauchen eine volle Dosis Heavy Metal auf den Ohren, um sich konzentrieren zu können. Probieren Sie aus, was Ihnen liegt und hilft, sich nicht nur zu konzentrieren, sondern sich auch während des Schreibens nicht so einsam zu fühlen. - Holen Sie sich Unterstützung dazu.
Kommen Sie ganz gut mit kurzen Abschnitten ruhiger, einsamer Arbeit klar, wollen aber den gesamten Schreibprozess nicht alleine durchmachen, dann holen Sie sich Unterstützung mit ins Boot. Suchen Sie sich eine Schreibgruppe (wobei es diese für Sachbücher leider noch so gut wie gar nicht gibt), oder treffen Sie sich mit ein, zwei anderen Sachbuchautor_innen, die ebenfalls an einem Buch arbeiten, zu gemeinsamen Schreibzeiten. Engagieren Sie einen Lektor oder eine Coachin für regelmäßiges Feedback. Oder bitten Sie einen vertrauten Menschen, dessen Meinung Sie schätzen und dessen (mögliche) Kritik Sie gut vertragen können, in Abständen hinzu. So sind Sie nicht über den gesamten Zeitraum des Buchschreibens einsam und allein, sondern haben immer eine_n Sparringspartner_in zur Seite.
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