Wie kann Ihnen Achtsamkeit beim Buchschreiben helfen? – 3 Tipps für besseres Schreiben
Mitten im ohnehin schon stressigen Berufsalltag ein Buch zu schreiben, ist sehr anstrengend. Ein wenig Achtsamkeit beim Buchschreiben kann Ihnen das Leben aber sehr erleichtern.
Stärker als wir es oft wahrnehmen, ist unser Alltag geprägt von Stress, Druck, Terminen, Lärm und Eile. Multitasking wird gefeiert, obwohl es dazu führt, dass vieles angefangen, aber nichts mehr wirklich zuende gedacht und gebracht wird und wir deshalb noch stärker unter Druck geraten.
Sich unter diesen Umständen auf ein so großes Projekt wie ein Buch konzentrieren zu müssen, verlangt uns sehr viel ab. Vielleicht zu viel? Nein, nicht unbedingt. Denn mit ein wenig Achtsamkeit können Sie sich das Leben und das Schreiben sehr erleichtern.
Die Ausgangssituation: Die Zeit rast vorbei
Sie kennen vielleicht das Gefühl, dass die Tage in Ihrer Kindheit manchmal endlos lang gewesen zu sein schienen – aber jetzt sind Sie kaum aufgestanden, da müssen Sie auch schon wieder ins Bett. Mit zunehmendem Alter werden die Tage kürzer, wie es scheint, und bevor wir’s uns versehen, sind wir schon wieder zehn Jahre älter. Wo ist die Zeit bloß geblieben, fragen wir fassungslos, wenn irgendwessen Kind, das doch gerade erst zur Welt gekommen ist, die Schule abschließt und eine Ausbildung oder ein Studium anfängt.
Viele denken, dass dieses Phänomen normal sei. Dass das eben so sei, wenn man erwachsen ist und im stressigen Berufsleben steht. Dagegen könne man gar nichts tun. Dass das aber gar nicht stimmt, merken viele erst, wenn sie wegen Burnouts in einer Klinik landen. Dabei kann Achtsamkeit dem allem vorzubeugen helfen und nicht nur Ihren privaten Alltag, sondern auch Ihren Arbeitsalltag erheblich verbessern – und damit auch das Schreiben an Ihrem Buch erleichtern.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit bedeutet, sehr vereinfacht gesagt, alles bewusster wahrzunehmen und bewusster zu gestalten. Nicht mehr dreizehn Dinge gleichzeitig zu erledigen und den Terminplan so voll zu packen, dass wir sowieso schon wissen, dass wir das alles gar nicht schaffen können. Vieles erledigen wir ja unbewusst, nebenbei, ohne nachzudenken, weil die Zeit drängt, weil Termine anstehen, weil jemand wartet oder weil das Fernsehprogramm gleich anfängt.
Doch genau dieses Zuviel, das ständige Gleichzeitige und die vermeintlichen Zwänge dahinter sind oft das, was uns am meisten anspannt und Druck macht. Und das wirkt sich auch aufs Schreiben aus: Wir sind unkonzentriert, uns kommen keine (guten) Ideen, wir möchten gerade überall sein, nur nicht am Schreibtisch sitzen müssen. Das Buchschreiben wird zur ungeliebten Pflicht, und das wird man Ihrem Buch am Ende leider anmerken.
Wie kann Ihnen Achtsamkeit beim Schreiben helfen?
Wenn Sie Ihr Leben mit mehr Achtsamkeit führen, dann werden Sie …
- sich nicht mehr so leicht bei einer schwierigen Schreibaufgabe verkrampfen,
- sich besser konzentrieren können,
- Ihre anderen Sorgen während der Schreibzeit leichter außen vor lassen können,
- trotz Zeitdruck schneller in einen Schreibfluss kommen können,
- müheloser auf Ideen kommen können,
- klarere inhaltliche oder stilistische Entscheidungen treffen können,
- Ihre Schreibzeit effizienter nutzen können.
Eins muss ich allerdings gleich sagen: Achtsamkeit ist nicht etwas, das nach einmal Üben Wahnsinnsresultate bringen wird. Sie werden nicht die ewig verschobene Deadline plötzlich überpünktlich einhalten können, weil Sie über Nacht dauerhaft im Flow, im Schreibparadies sein werden. Ihr Buch wird sich immer noch nicht von alleine schreiben. Aber wenn Sie der Achtsamkeit in Ihrem Leben eine Chance geben, sie wieder und wieder üben, dann werden sich sehr schnell auch die ersten Erfolge beim Buchschreiben einstellen.
Wie können Sie Achtsamkeit üben? – 3 Tipps
Achtsamkeit ist weniger eine Methode als eine Lebensweise, bei der Sie im jetzigen Moment leben, anstatt mit dem Kopf z. B. schon bei dem Horrorszenario „schlechte Buchrezension“ oder „versemmelter Vortrag zum Buchthema“ zu sein. Und dabei zu verpassen, wie wunderschön der Vogel vor Ihrem Fenster gerade singt. Oder wie perfekt die Idee gewesen wäre, die Sie gerade wieder vergessen haben, weil sie mit den Gedanken bei Peinlichkeiten waren, die noch gar nicht stattgefunden haben und mit großer Wahrscheinlichkeit auch gar nicht stattfinden werden.
Hier sind drei Tipps, die Sie sofort und ohne Aufwand oder Kosten umsetzen können. Sie klingen im ersten Moment wahrscheinlich etwas banal und zu einfach, um hilfreich zu sein. Aber probieren Sie sie aus – es kostet Sie ja nichts. Und wenn Sie dranbleiben, werden Sie sehen, wie Sie zunehmend wieder an Zeit und Lebensqualität gewinnen, und wie sich das auch auf Ihr Schreiben auswirkt.
Achtsamkeits-Tipp 1: Regen Sie Ihre Sinne an und nehmen Sie Tempo raus
Während Sie das hier lesen, haben Sie vielleicht an Ihrem Tee oder Kaffee genippt, einen Keks gegessen, oder eine Zigarette geraucht. Nichts davon haben Sie bewusst getan – würde ich Sie fragen, wie das gerade geschmeckt hat, Sie könnten es mir ziemlich sicher nicht genau sagen. Es wäre Ihnen vielleicht höchstens aufgefallen, wenn da statt Kaffee plötzlich Hühnersuppe in der Tasse gewesen wäre.
Nehmen Sie sich daher einmal am Tag Zeit, irgendetwas ganz bewusst zu genießen. Z. B. gerade jetzt das Getränk, das neben Ihnen steht. Nehmen Sie die Tasse in beide Hände und spüren Sie die Wärme oder Kühle, die von ihr in die Handflächen übergeht. Spüren Sie dem nach, wie reagieren die Handflächen, die Finger darauf? Beobachten Sie das Gefühl eine Weile.
Was sehen Sie, wenn Sie auf die Tasse schauen? Welche Farben? Eine Spiegelung? Ist die Oberfläche matt oder glänzend? Ist sie glatt oder sprudelig? Wie sehen die Luftblasen aus?
Trinken Sie dann einen Schluck. Spüren Sie auch dem einmal nach: Wie fühlt sich das Getränk auf den Lippen, auf der Zunge, im Gaumen an? Wie fühlt es sich an, wenn der erste Schluck die Kehle herunter rinnt? Wie lange können Sie dem Schluck nachspüren – fühlen Sie, wie er in den Magen eintritt? Oder ist schon kurz hinter der Kehle Schluss mit Gefühl? Kratzt das Getränk an der Kehle oder rinnt es ganz sanft und weich hindurch? Und was genau riechen und schmecken Sie gerade?
Sie müssen diese Übung gar nicht den ganzen Tag hundertmal wiederholen. Aber wenn Sie zwischendurch immer mal nur für einen Moment innehalten, genau hinsehen, hinhören, nachspüren und nachfühlen – dann werden Sie merken, wie Sie auch zu anderen Zeiten Ihr Tempo reduzieren und wesentlich mehr von Ihrem Leben wahrnehmen als vorher. Es wird nicht mehr einfach so vorbeisausen.
Achtsamkeits-Tipp 2: Konzentrieren Sie sich auf eine Sache und entspannen Sie dabei
Als Erwachsene führen wir die meisten Bewegungen ganz unbewusst aus. Wir greifen nach der Tasse und aus Erfahrung und dank jahrzehntelanger Übung kann die Hand automatisch zugreifen und die Tasse halten, an den Mund setzen und genau im richtigen Winkel kippen. Doch während wir das tun, macht unser Körper noch andere Dinge, die wir uns aus Unachtsamkeit angewöhnt haben und die u. a. dazu führen, dass wir verspannt sind und uns nicht mehr so gut konzentrieren können.
Achten Sie doch einmal einen ganzen Tag lang auf Ihre Schultern. Wir ziehen die Schultern nämlich bei sehr, sehr vielen Bewegungen hoch, obwohl das gar nicht nötig wäre und es uns sogar stark verspannt. Das kann beim Tippen am Computer sein oder auch beim Einfüllen von Wasser in Ihren Wasserkessel. Immer, wenn Sie sich nun dabei ertappen, nehmen Sie die Schultern ganz bewusst herunter und probieren Sie dieselbe Bewegung nun noch einmal. Sie werden erstaunt sein, wie viele unserer Bewegungen auf einmal sehr viel leichter sind, weniger Energie brauchen und weniger schmerzen!
Und weil das so ist, muss sich Ihr Geist auch nicht mehr auf das Schreiben und die Schmerzen konzentrieren, sondern hat weit mehr entspannten Raum und Energie fürs Schreiben übrig.
Achtsamkeits-Tipp 3: Nehmen Sie den Druck aus dem Schreibprozess
Die Deadline drückt, Sie werden nie fertig werden, Ihr guter Ruf steht auf dem Spiel, niemand wird verstehen, was Sie eigentlich wollen, niemand wird das Buch lesen wollen, und überhaupt finden sicher bald alle heraus, dass Sie im Grunde gar keine Ahnung vom Thema haben!
Diese Gedanken und dieser Druck begleiten uns Buchautor_innen alle vom ersten Moment an in sehr ähnlichen Ausprägungen. Die Anspannung, die dadurch unsere ständige Begleiterin ist, führt häufig zu Denk- und Schreibblockaden und dazu, dass wir uns für viel unfähiger halten als wir eigentlich sind, was uns zu allem anderen auch noch schlechte Laune macht. Kein Wunder, dass das Buchschreiben so anstrengend ist!
Den Druck aus dem Schreibprozess herauszunehmen scheint deshalb unmöglich zu sein, ist es aber nicht. Wenn Sie nämlich zu den oben beschriebenen Übungen nun noch täglich eine Achtsamkeits-Meditation anfügen, dann lernen Sie, sich auch bei starkem Druck zu entspannen und trotzdem produktiv zu sein.
Sie müssen sich dafür gar nicht schmerzhaft verknoten und jeden Tag eine Stunde still in der Ecke sitzen. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Eine Minute, fünf Minuten oder zehn Minuten pro Tag können schon eine große Veränderung bewirken. Und Sie können dabei genauso gut auf dem Bett liegen, auf einem Stuhl sitzen oder stehen. Lernen Sie diese Meditation je nach Vorliebe am besten in einem Kurs oder auch durch Bücher wie die von Pema Chödrön, Sharon Salzberg oder Martin Boroson (dessen One-Minute-Meditation Sie sich auch auf Youtube ansehen können).
Bevor Sie gehen: Achtsamkeit im Alltag und beim Schreiben – ein Beispiel
Ist Ihnen in dem Foto über diesem Text eigentlich der kleine Vogel aufgefallen? Sie werden wahrscheinlich das Bild gesehen und vielleicht sehnsüchtig ans Meer oder „Wie schön!“ gedacht und dann weiter zum Text gescrollt haben, nicht?
Machen Sie doch gleich jetzt noch eine weitere Achtsamkeitsübung. Scrollen Sie hoch und schauen Sie sich das Foto einen Moment lang genauer an. Dann entdecken Sie den kleinen Alpenstrandläufer, der unten im Spülsaum nach Futter sucht. Sie sehen, dass das Meer quergestreift ist: blau, braun, smaragdgrün, grün-weiß-marmoriert, hellblau und beige, von oben nach unten. Sie sehen am Horizont zwei dünne Striche, Seezeichen, die aus dem Wasser ragen, und rechts davon einen hellen Streifen, eine Sandbank.
Und wenn Sie noch einen Moment länger innehalten, dann erkennen Sie, dass an diesem Tag ein ordentlicher Seewind geherrscht haben muss, der aus Richtung jener Sandbank gekommen sein muss. Denn nicht nur herrscht Wellengang im Meer. Vom Algenschaum am Spülsaum aus ziehen sich auch mehr oder weniger lange, weiße Spuren wie Perlenschnüre Richtung Strand, weil der Wind den Schaum landeinwärts geblasen hat. Wahrscheinlich werden Sie noch viel mehr Details entdecken.
In diesem einen Moment erfahren Sie sehr viel über dieses Foto. Es kostet Sie vielleicht eine Minute, doch beschert Ihnen diese Minute der Konzentration auf die Bildinhalte eine Atempause in Ihrem stressigen Alltag. Sie gibt Ihnen die Möglichkeit, kurz durchzuschnaufen und dabei diesen Moment ganz bewusst zu erleben. Sie kehren mit etwas mehr Energie zum Schreiben zurück, erleben den Prozess des Schreibens bewusster, entspannen sich leichter und konzentrieren sich besser. Nach diesem ersten Mal sicher noch nicht im messbaren Bereich, doch mit ein wenig Übung deutlich spürbar. Versuchen Sie’s einmal!
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