Ich habe so viele Ideen für mein Sachbuch – welche soll ich weglassen?
Sie sind mitten in der Vorbereitung für Ihr Sachbuch und stellen fest, dass Sie unendlich viele gute Ideen für das Buch haben, aber nie und nimmer alle mit aufnehmen können. Was können Sie da tun?
Wer schon einmal ein Buch geschrieben hat, kennt die Situation: Man hat es sehr gut geplant, doch dann kommt man an den unvermeidlichen Punkt, an dem man sich entscheiden muss, welche der vielen, schönen Ideen, die man für das Buch gesammelt hat, bleiben dürfen und welche leider rausfliegen müssen.
Dabei kann es sich um inhaltliche, sprachliche oder Layout-Ideen handeln – Sie sollten jede einmal überprüfen, bevor Sie gleich alle mitnehmen, weil Sie sie so gut finden.
Warum sollten Sie viele Ihrer Ideen hinauswerfen?
Die Entscheidung ist wirklich nicht einfach – auch nicht für Schreibprofis, ganz ehrlich. Denn wir hängen natürlich alle an unseren Ideen, eine klingt womöglich besser als die nächste! Und vielleicht ist ja doch noch irgendwo ein bisschen Platz dafür da, gerade wenn man ein E-Book schreibt, das ja theoretisch unendlich viel Platz bietet. Das sollten Sie sich allerdings lieber gleich aus dem Kopf schlagen.
Denn Bücher, in denen so viele Ideen wie nur möglich untergebracht wurden, tendieren dazu, enorm ausschweifend, langatmig und unstrukturiert zu sein. Sie werden dadurch beliebiger, schlechter lesbar, zu unübersichtlich, zu voll, und den Leser_innen wird nicht nur schwindelig bei zu viel Input – sie haben auch weniger Nutzen vom Buch.
Aber wie entscheidet man sich für oder gegen eine Idee?
Es gibt verschiedene Kriterien, die eine Idee erfüllen sollte, um es in Ihr Buch zu schaffen. Wenn Sie vor Ihrer Ideenliste sitzen und sich die Haare raufen, weil Sie nicht wissen, was Sie ins Buch mitnehmen sollen und was nicht, dann haben Sie hier eine Hilfe zur Auswahl:
- Passt die Idee zu Ihrer Zielgruppe?
Wenn wir Ideen für unsere Bücher sammeln, dann meistens noch nicht mit der exakten Zielgruppe im Kopf. Das bedeutet, dass einige Ideen am Ende gar nicht zur Zielgruppe passen. Das sollten sie aber, denn was die aus ihrem Lebens- und Erfahrungsbereich kennt und nachvollziehen kann, kann sie berühren und erreichen – und genau das ist ja das Ziel jedes Sachbuchs: die Leser_innen zu erreichen und sie ggf. auch zu berühren. Beurteilen Sie also Ihre Ideen zunächst danach, ob sie zu Ihrer Zielgruppe passen. - Ist die Idee wichtig für das Verständnis?
Überprüfen Sie Ihre Idee auch danach, ob sie für das Verständnis des Textes, Ihrer These, Ihrer Beispiele, Ihrer Aufgaben und Tipps wichtig ist. Manchmal möchten wir gerne einige Praxisbeispiele geben und haben zu einer These gleich drei Beispiele. Weil wir uns nicht entscheiden können, welches Beispiel wir nehmen sollen, schreiben wir über alle drei. Das kann funktionieren, wenn sich die Beispiele stark unterscheiden und wir aus jedem eine andere Lektion lernen. Wenn sie sich aber ähneln, kann das Overkill sein, der Ihre Leser_innen überfordert und ermüdet. - Bestärkt oder illustriert die Idee Ihr Thema oder Ihre Thesen?
Eine Idee mag vielleicht nicht unbedingt zum Verständnis nötig sein, doch kann sie sehr nützlich dafür sein, Ihr Thema, Ihre Thesen zu bestärken oder sie zu illustrieren. Stellen Sie bspw. eine These auf, die in sich schon so klar und logisch ist, dass man sie ohne weiteres verstehen und nachvollziehen kann, ist ein Praxisbeispiel nicht zum Verständnis nötig. Doch wenn Sie dieses Praxisbeispiel zusätzlich zur These beschreiben, kann dies dazu führen, dass es Ihre These noch einmal untermauert oder sie plastischer und dadurch eindringlicher erscheinen lässt. - Lockert die Idee Ihr Buch auf?
Manche Ideen sind dafür geeignet, ein ansonsten vielleicht zu trockenes Buch aufzulockern. Es sollten nicht zu viele oder zu unterschiedliche Ideen sein – manchmal genügt schon eine einzige Idee dafür, um ein Buch lesbarer oder interessanter zu machen. Allerdings sollten Sie überlegen, ob die vermeintliche Auflockerung gar keine ist, sondern eher den Lese- und Denkfluss unterbrechen würde (s. den folgenden Punkt 5). - Unterbricht die Idee den Lese- und Denkfluss (zu sehr)?
Haben Sie die Idee, bspw. immer wieder Info- und Tippkästen ins Buch einzubauen, sollten Sie sich fragen, inwieweit diese den Lese- und Denkfluss unterbrechen könnten. Manchmal können sie sehr hilfreich sein – bei einem Arbeitsbuch z. B., bei dem am Ende des Kapitels eine Aufgabe folgt, zu der Sie einige wichtige Informationen liefern. Aber andere Sachbücher können ebenfalls davon profitieren, wenn ein sehr langer Text, eine sogenannte „Bleiwüste“, durch Kästen oder Abschnitte mit Zusammenfassungen, Informationen und Tipps unterbrochen wird. Manchmal werden sie dadurch nicht so langatmig. Doch manchmal unterbrechen sie den Lese- und Denkfluss so sehr, dass die Leser_innen ganz aus dem Zusammenhang gerissen werden. Das kann das Lesen schwierig und manchmal sogar so unerfreulich machen, dass man das Buch genervt weglegt und nicht weiterliest. - Passt die Idee zum Stil Ihres Buches?
Es mag eine tolle Idee sein, die da vor Ihnen liegt, aber passt Sie zu Ihrem Buch? Passt Sie zu dem Stil, in dem Sie es schreiben, und zu dem gewählten Genre? Schreiben Sie eine Autobiografie, wäre es bspw. unpassend, in jedem Kapitel Checklisten unterzubringen. Schreiben Sie dagegen einen Reisebericht, können Checklisten ein prima Mehrwert für die Leser_innen sein, die sich nach der Lektüre Ihres Buches auf eine ähnliche Reise begeben wollen. - Ist die Idee nützlich für Ihre Zielgruppe?
Nicht zuletzt sollten Sie sich immer fragen, ob das, was Sie da vorhaben, ob Ihre Idee einen Nutzen für Ihre Zielgruppe hat. Es mag schön aussehen, was Sie planen, es mag lustig sein, auflockernd, illustrierend, aber wenn es der Zielgruppe nichts nützt, dann sollten Sie gut überlegen, ob Sie diese Idee nicht doch besser verwerfen oder für ein anderes Buch oder einen begleitenden Marketing- oder Blogtext aufheben sollten.
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