Den richtigen Sachbuch-Verlag finden in 8 Schritten!
Wie können Sie den für Ihr Buch richtigen Sachbuch-Verlag finden? Welche Vorarbeiten müssen Sie dafür leisten? Was sollten Sie dabei beachten? Hier sind acht Tipps aus der Praxis.
1. Wer soll Ihr Buch lesen?
Verlage spezialisieren sich nicht nur auf Genres, sondern auch auf Zielgruppen. Zwei Beispiele: Während sich der Kösel Verlag auf leicht verständliche Lebenshilfe und spirituelle Fragen konzentriert, ist Springer Gabler dafür bekannt, Lehr- und Fachbücher für die Wirtschaft herauszubringen, für die man meist vom Fach sein sollte, um sie wirklich zu verstehen. Die Zielgruppen sind also bei Kösel Menschen, die auf Sinnsuche sind, auf Suche nach Antworten auf religiöse und psychologische Lebensfragen. Bei Springer Gabler sind es eher Menschen, die Antworten auf ganz konkrete Wirtschafts- oder Wissenschaftsfragen suchen, z. B. darüber wie man in China Personalfragen löst oder wie Erpresser_innen ihre Sprache verstellen, um ihre Identität zu verschleiern. Keiner der beiden Verlage würde die Memoiren einer Selfmade-Milliardärin veröffentichen, da Genre und Zielgruppe nicht zu ihrem jeweiligen Portfolio passen.
Werden Sie sich also ganz genau darüber klar, für wen Sie Ihr Buch schreiben möchten. Wem soll es helfen? Wer hat genau die Fragen, die Sie in Ihrem Buch beantworten wollen? Wer braucht es für die Arbeit? Wem genau könnte es nützlich sein?
2. Welche Bücher lesen diese Menschen?
Nicht jedes Thema eignet sich für jedes Genre – möglicherweise können Sie diesen Schritt auch überspringen, da sich das Genre schon aus Ihrem Thema ergibt. Falls aber nicht:
Haben Sie Ihre Zielgruppe im Auge, dann prüfen Sie, was diese Zielgruppe eigentlich liest. Greift sie eher zu hochwissenschaftlicher Literatur oder zu leicht verständlichen Inhalten (die nicht weniger wissenschaftlich sein müssen)? Liest sie eher Biografien als Ratgeber? Hat sie gerne Arbeitsbücher, die sie Schritt für Schritt bei der Hand nehmen oder genügt ein Praxisleitfaden? Oder sucht sie eher nach einem Nachschlagewerk?
3. Welche Verlage veröffentlichen solche Bücher?
Prüfen Sie nun, welche Verlage solche Bücher in Ihrem Themenfeld bereits veröffentlicht haben. Das ist wichtig, da Verlage sich in der Regel nur innerhalb eines bestimmten Themenkreises bewegen. Möchten Sie ein sprachwissenschaftliches Buch über Erpresserschreiben herausbringen, können Sie den Kösel Verlag schon mal vergessen. Und Ihre Autobiografie über Ihre entscheidende Lebensveränderung, die Sie nun als Inspiration an andere Unternehmer_innen weitergeben möchten, wird ziemlich sicher nicht bei Springer Gabler erscheinen. Sie sollten sich und dem jeweiligen Lektorat also die Mühe ersparen.
Haben Sie passende Verlage gefunden, prüfen Sie, ob die auch das Genre veröffentlicht, das Sie sich vorgestellt haben. Wer nur Biografien veröffentlicht, wird kein Interesse an einem Fachbuch haben und umgekehrt.
4. Können Sie so ein Buch schreiben?
Sie sollten im nächsten Schritt bei jedem einzelnen Verlag, der nun auf Ihrer Liste übrig ist, überprüfen, ob nicht nur Ihr Buch und Ihr Thema, sondern auch Ihre Inhalte und Ihre Sprache zu diesem Verlag passen. Denn der Verlag wird sich nicht Ihrer Tonalität und Qualität anpassen, sondern Sie werden sich an die Vorgaben des Verlags anpassen müssen. Können Sie so ein Buch schreiben? Tun sich da mittlere bis große Gräben auf, dann wird der Verlag ziemlich sicher nicht zu Ihnen passen. Vielleicht hat er einen großen Namen und ist bekannt für seine Qualität, aber vielleicht werden Sie sich über den flapsigen oder gestelzten Tonfall in Ihrem Buch oder das grausige Cover schämen – und Ihr Buch immer nur mit dem Vermerk „Also, ICH hätte das anders entschieden“ anpreisen, was den Wert Ihrer Arbeit untergräbt. Bleiben Sie deshalb realistisch, was Ihre eigenen Anpassungsfähigkeiten und Ihren Willen betrifft, sich den Vorgaben des Verlags zu beugen.
5. Was möchte der Verlag zunächst von Ihnen haben?
Haben Sie sich einen oder einige Verlage herausgesucht, dann machen Sie sich die Mühe herauszufinden, was jeder Verlag zunächst von Ihnen haben möchte. In der Regel ist das ein Exposé – zumindest bei seriösen Verlagen, die Sie nicht dafür bezahlen müssen, damit die sich Ihres Manuskripts erbarmen.
Die meisten Verlage schreiben heute auf ihren Websites, welche Informationen Sie zu Ihrem Buch liefern sollten, wenn Sie bei ihnen veröffentlichen möchten. Manchmal gibt es dafür einen eigenen Menüpunkt, manchmal steht es sehr versteckt im Footer, dem untersten Bereich der Website, oder auf der Kontaktseite, im Impressum, unter „Autor_innen“ oder noch ganz woanders. Machen Sie sich wirklich die Mühe, dies herauszufinden – im Zweifel rufen Sie im Verlag an und fragen nach.
6. Erstellen Sie das Exposé nach den Vorgaben des Verlags
Der Verlag macht diese Vorgaben nicht zum Spaß – halten Sie sich deshalb an die jeweiligen Vorgaben, auch wenn die bei jedem Verlag anders sein sollten. Wenn der Verlag 30 Seiten eines Kapitels als Textprobe lesen möchte, sollten Sie ihm nicht 50 Seiten oder das ganze Buch schicken. Sie sollten ihm auch nicht ein halbfertiges Manuskript schicken, sondern einen gut durchstrukturierten, klar verständlichen und fehlerfreien Text, aus dem hervorgeht, dass Sie Ahnung vom Thema haben, dass Sie sich mit dem Genre beschäftigt haben, dass Sie Ihre Zielgruppe sehr gut kennen und dass Sie willens sind, Ihr Bestmögliches für dieses Buch zu tun.
Warum ist das so wichtig? Weil Sie nur diese eine Chance haben, den Verlag von Ihrer Buchidee zu überzeugen. Wird Ihr Manuskript einmal abgelehnt, ist es in der Regel „verbrannt“ – es sei denn, sie kommen Jahre später noch einmal mit einer absolut perfekten, fast druckreifen Fassung an, die wirklich zu dem Verlag passt.
7. Haben Sie Geduld
Viele Verlage ertrinken in Manuskriptvorschlägen und Exposés. Sie geben in der Regel ihr Bestes, um wirklich allen gerecht zu werden und früher oder später eine Antwort zu senden. Das kann manchmal sechs Monate dauern, und manchmal gibt es gar keine Antwort. So ist das Geschäft, leider.
Grämen Sie sich auch nicht, wenn Sie nur eine Standardabsage erhalten – das ist kein böser Wille seitens des Verlags, sondern geschieht angesichts der überwältigenden Menge an Exposéeinsendungen. Heften Sie das Schreiben ab und freuen Sie sich darüber, dass Ihr Buch nicht im offensichtlich falschen Verlag erscheinen wird.
8. Ein Exposé an mehrere Verlage gleichzeitig senden? Bedingt.
Angesichts der langen Wartezeiten fragen sich viele, ob sie dann nicht Zeit sparen können, indem sie ein Exposé an mehrere Verlage gleichzeitig schicken können. Das geht, aber nur unter zwei Voraussetzungen:
Zum einen sollten Sie dies transparent machen und jedem Verlag schreiben, dass Sie Ihr Manuskript gleichzeitig anderen Verlagen anbieten. Und selbstverständlich sollten Sie alle Verlage sofort informieren, wenn Sie zwischenzeitlich einen Verlagsvertrag unterschreiben, damit die anderen Verlage nicht noch kostbare Zeit und Personalpower darauf verschwenden, ein Manuskript zu beurteilen, das längst woanders unter Vertrag ist.
Zum anderen sollten Sie – wie oben bereits erwähnt – für jeden Verlag ein individuelles Exposé analog zu deren Vorgaben schreiben. Manche Inhalte werden sich da wiederholen, doch unterscheiden sich die Verlagswünsche manchmal gravierend – z. B. wollen die einen nur 20 Manuskriptseiten lesen, die anderen 50. Die einen wollen eine ausführliche Konkurrenzanalyse, die anderen fragen nicht danach. Schicken Sie in jedem Fall das, was gefordert wird.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
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