Wie detailliert sollten Sie Ihr Thema in Ihrem Sachbuch behandeln?
Wer ein Buch schreibt, stellt sich irgendwann die große Frage: Wie detailliert sollte ich das Thema in meinem Sachbuch behandeln? Hier ein paar Tipps, wie Sie das herausfinden können.
Veröffentlichen Sie Ihr Sachbuch über einen Verlag, wird der Ihnen eine Seitenzahl vorgeben, die Sie einhalten müssen. Doch selbst dann tendieren viele dazu, ihr Thema so detailliert auszubreiten, dass sie weit über die vorgegebene Zahl hinauskommen. Das Verlagslektorat hat dann seine liebe Mühe, den Text herunterzukürzen, was nicht selten zu Spannungen mit den Autor_innen führt, die natürlich alles an ihrem Manuskript wichtig finden.
Andere beschränken sich von vornherein nur auf das Allernötigste und erreichen die Seitenzahl dadurch erst gar nicht. Sie müssen ihr Manuskript also aufpolstern, was schnell zu einem Buch mit sehr vielen Wiederholungen und inhaltsleeren Füllsätzen führen kann. Man hat es ruckzuck durchgelesen und am Ende das Gefühl, kaum etwas erfahren oder gelernt zu haben.
Deshalb sollten Sie Ihr Buch von Anfang an detailliert vorbereiten, um diese Schwierigkeiten zu umgehen. Doch anhand welcher Faktoren oder Fragen können Sie schon in der Vorbereitung abschätzen, ab wann Sie zu viel oder zu wenig Inhalt haben?
1. Ist Ihr Thema klar eingegrenzt?
Prüfen Sie Ihre Themenstellung: Ist Ihr Thema klar eingegrenzt? Oder haben Sie es so formuliert, dass es in manchen Bereichen etwas schwammig wird? Je genauer und klarer Sie Ihr Thema eingrenzen, desto leichter wird es Ihnen fallen, eine Struktur zu erstellen, die Sie automatisch vor einem Zuviel und einem Zuwenig bewahren wird.
2. Haben Sie Ihre Zielgruppe festgelegt?
Ohne Ihre Zielgruppe nicht sehr genau festgelegt zu haben, sollten Sie nie ein Buch schreiben. Denn die Frage, was zu viel und was zu wenig ist, hängt auch von der Zielgruppe ab. Die einen kommen mit inhaltlichen Ausflügen vom Thema gut klar, die anderen brauchen einen sehr sichtbaren roten Faden, von dem Sie nicht abweichen dürfen. Je genauer Sie also auch Ihre Zielgruppe beschrieben haben, desto eher können Sie sich zurückhalten, wenn Sie übers Ziel hinausschießen.
3. Haben Sie das Genre festgelegt?
Ganz klar: Das Genre bestimmt das Detailpotenzial. Ein Praxishandbuch hat meist weniger Raum für raumgreifende Details als ein Ratgeber, erst recht als ein erzählendes Sachbuch oder eine Autobiografie.
4. Was sollen Ihre Leser_innen mitnehmen?
Fragen Sie sich auch, was ihre Leser_innen eigentlich aus dem Buch mitnehmen sollen. Wollen Sie sie mit Details erschlagen, sodass sie am Ende nicht mehr in der Lage sein werden, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden? Oder wollen Sie sie neugierig auf Ihr Thema machen, ihnen Ihr Thema so weit nahebringen, dass sie es einigermaßen verstehen? Oder wollen Sie sie mit dem Buch zu Spezialist_innen ausbilden? Wollen Sie Ihnen helfen, sich eine eigene Meinung zum Thema zu bilden? Das, was Ihre Leser_innen mitnehmen sollen, wird Ihnen bei der Begrenzung auf bestimmte Details helfen können.
5. Wie haben es andere Autor_innen gemacht?
Sollte Ihnen das alles nicht so recht genügen sich auf ein angemessenes Maß von Detailtiefe zu beschränken, dann schauen Sie, wie andere Autor_innen es für eine ähnliche oder die gleiche Zielgruppe gemacht haben. Orientieren Sie sich dabei an Büchern, die Ihnen besonders gut gefallen haben, und/oder an Büchern Ihres Genres, die in Ihrem Verlag zu Bestsellern geworden sind.
6. Was gibt Ihnen Ihre Buchstruktur vor?
Die wichtigste Hilfe dabei, nicht zu detailliert oder zu ausschweifend zu schreiben, ist eine klare Buchstruktur. Haben Sie sich während ihrer Vorbereitung ausreichend Zeit genommen, um eine durchdachte und kleinteilige Buchstruktur auszuklügeln, dann werden Sie sich daran sehr gut orientieren können.
7. Was gehört besser in ein zweites Buch?
Wer zum ersten Mal ein Buch schreibt, neigt oft dazu, alles Wissen, jedes einzelne Beispiel, jedes Zitat, jedes Bonmot, jedes Bild und jede Geschichte darin unterbringen zu wollen. Das ist aber in 99,99∞ Prozent aller Fälle wirklich unnötig. Machen Sie sich deshalb von vornherein klar, dass Ihr erstes Buch nicht automatisch Ihr letztes Buch sein muss. Dass Sie die Möglichkeit haben, all das, was Sie im ersten Buch nicht unterbringen können, in einem zweiten oder dritten oder in noch viel mehr Büchern zu veröffentlichen. Auch hier kann Ihnen die detaillierte Vorbereitung und Struktur sehr nützlich werden, denn dann sehen Sie sofort, was eigentlich viel besser in ein anderes Buch passen würde. Machen Sie sich dann sofort Notizen zu dem anderen Buch, damit Ihnen keine Idee verlorengeht.
8. Wie genau können Sie sich an Ihre eigenen oder die Verlagsvorgaben halten?
Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie genau Sie sich an Ihre eigenen Vorgaben oder die des Verlags halten können. Lassen Sie sich manchmal dazu hinreißen, doch lieber etwas vom Thema abzuschweifen? Oder doch detaillierter zu werden als geplant, weil es viel schwieriger ist, sich nur auf die tatsächlich nötigen Details zu beschränken? Wenn Sie sich frühzeitig über Ihre eigene Arbeitsweise klar werden, dann kann Ihnen diese Form der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber während des Schreibens eine sehr gute Hilfe sein. Zur Not hängen Sie sich einen neonfarbenen Zettel über den Schreibtisch, auf dem Sie sich selbst ermahnen: „Nicht zu detailliert werden!“
Glauben Sie mir: Sie können Ihr Thema sehr erschöpfend behandeln, selbst wenn Sie nicht auf jeden Blickwinkel, jedes Detail, jede Möglichkeit und Eventualität eingehen. Je mehr Sie sich daran halten, das tatsächlich Wichtigste zu Ihrem Thema herauszufiltern, desto stärker werden Ihre Inhalte und desto lesbarer und nützlicher wird Ihr Buch.
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